Vajrayana – Der Diamantweg des tibetischen Buddhismus

Neben der Beschäftigung mit theoretischen Grundlagen und Inhalten der buddhistischen Lehre hat die praktische Übung einen großen Stellenwert. Daher werden in den verschiedenen buddhistischen Gruppen immer wieder zahlreiche Vorträge, Seminare und regelmäßige Treffen angeboten, um Anleitungen zur Ausführung von buddhistischen Meditationen, Erklärungen zur geistigen und körperlichen Einstellung und die Möglichkeit der gemeinsamen Übung zu geben. Es werden verschiedene Arten von Übungen vorgestellt, die uns zur Ruhe kommen lassen, unsere geistigen Qualitäten erwecken und wirkungsvoll im westlichen Alltag angewendet werden können. Durch die Entwicklung einer kraftvollen und stabilen Ausrichtung des Geistes können schließlich zahlreiche Verwirklichungen bis hin zur vollkommenen Befreiung eines Buddha erlangt werden.

Die im tibetischen Buddhismus angewendeten Methoden des Diamantfahrzeugs (Skrt. Vajrayana) beinhalten besonders kraftvolle Methoden der geistigen Entwicklung auf unterschiedlichen Entwicklungsstufen. Durch die Kombination der Wirksamkeit von Klang, Farben, Formen, Körperhaltung und geistiger Einstellung werden die Qualitäten in unserem eigenen Bewusstsein erweckt und stabilisiert. Die Körperhaltung unterstützt den Fluss der Energien und löst Blockaden und Fehlhaltungen auf. Der Geist richtet sich auf positive Eigenschaften aus, die in bildlichen Darstellungen ihren Ausdruck finden. Die Sprache unterstützt durch das Aussprechen von klangvollen Silben die Konzentration und die Übungen werden kraftvoll und klar.

Diese Aspekte werden in den Visualisationen und Mantra-Rezitationen des tibetischen Buddhismus auf vielfältige Weise angewendet. Durch stufenweise Übungen wird der Geist gereinigt und trainiert, bis er in der Anwendung der Praxis von Geistiger Ruhe (Skrt. Shamatha) und Tiefer Einsicht (Skrt. Vipassana) in seinen natürlichen Zustand zurückkehren kann, der frei von allen leidhaften Vorstellungen ist und aus dem sich alle positiven Qualitäten entfalten können.

Ein besonderer Effekt der Methoden des Diamantfahrzeugs (Skrt. Vajrayana) besteht darin, dass man diesen ursprünglichen Zustand des Geistes, der immer vorhanden ist, in die Übungen einbezieht und eine Geisteshaltung entwickelt, die auf das Wohl aller fühlenden Wesen ausgerichtet ist. Indem so das Ergebnis vorweg genommen wird, gewinnt der/die Praktizierende Vertrauen in die eigene Entwicklung. Dies kann bereits in einfachen Übungen Ausdruck finden, in denen wir Achtsamkeit entwickeln, positive Einsichten vertiefen und negativen Geisteshaltungen entgegenwirken.

Für alle, die sich bereits mit allgemeinen Grundlagen des Buddhismus vertraut gemacht haben und gern regelmäßig gemeinsam meditieren möchten, bieten wir geleitete Meditationen des tibetischen Buddhismus an, die leicht in das tägliche Leben integriert werden können. Die Übungen beinhalten die Durchführung von Visualisationen in Verbindung mit Mantra-Rezitationen anhand eines kurzen Meditationstextes (Skrt. Sadhana). Die verschiedenen Stufen der Meditation und ihr Zusammenhang mit anderen Übungen werden vorgestellt gemeinsam ausgeführt. Außerdem können Fragen zur Umsetzung der Übungen besprochen werden.

Zur Einführung und Vertiefung der Übungen finden Sie zusätzliche Erklärungen in Vorträgen, Seminaren und anderen Veranstaltungen. Gemeinsame Praxistage und Retreats eignen sich besonders dazu, die Übungen ausführlicher zu wiederholen und sich weiter damit vertraut zu machen.

Inzwischen gibt es auch zahlreiche buddhistische Bücher und Texte, die uns Anregungen und ein tieferes Verständnis vermitteln können. Besonders wichtig ist die Möglichkeit der gemeinsamen Übung und das Besprechen der Inhalte, um sein Verständnis mit anderen zu vergleichen und korrigieren zu können. Nachdem wir uns einen Überblick und eine gute Grundlage angeeignet haben, können wir weiterführende Inhalte und Übungen kennen lernen. So können wir für uns selbst und andere Fortschritte machen, die uns im täglichen Leben von großem Nutzen sind und auch langfristig eine immer tiefere Bedeutung finden.

Aus Rundbrief 2/2004