Buddha Amitabha

Meditation für dieses Leben, den Zwischenzustand und eine Wiedergeburt im Reinen Land

Die Bedeutung der Namen

Die Übersetzung von Buddha Amitabha (tib. Sangye Öpame) als „Buddha des grenzenlosen Lichtes” bedeutet, dass die Ausstrahlung von Buddha Amitabha alle Sphären durchdringt und dass seine Kraft unermesslich stark ist.

Buddha Amitabha trägt auch die Bezeichnung „Dharmakaya1-Buddha“ weil er eine Grundlage für das Erscheinen vieler Buddhas und Bodhisattvas2 ist, die eine Ausstrahlung seines Weisheitsbewusstseins sind.

Unter den fünf Dhyani-Buddhas3 gehört er zur Lotus-Familie und wird dem Westen und der Farbe rot zugeordnet. Wenn er direkt auf dem Kopf von anderen Bodhisattvas abgebildet ist, bedeutet das, dass diese zu seiner Familie gehören.

Ein weiterer Name bezeichnet Buddha Amitabha als „Allwissenden Buddha“. Es wird erklärt, dass er mit seinem Weisheitsbewusstsein die Gedanken aller Wesen klar erfassen kann und sieht. Sie sind für ihn erkennbar, ohne mit anderen gemischt zu sein, so wie man Sterne am Himmel einzeln erkennen kann. So kann er allen entsprechend ihren Veranlagungen helfen.

Sein Name „Führer Öpame“ bedeutet, dass er alle Wesen aus dem Ozean des Leidens befreit und in den Reinen Buddha-Bereich4 Sukhavati führt. Sukhavati (skr., tib. Dewachen) ist das „Land der großen Glückseligkeit“, der reine Bereich von Buddha Amitabha. Durch den Segen von Buddha Amitabha und durch die Ausführung der Meditation wird man fähig, die reinen Eigenschaften von Sukhavati zu erfahren und den reinen Weisheitszustand von Buddha Amitabha zu verwirklichen.

Leben, Übergang und Wiedergeburt

Die Meditation auf Buddha Amitabha dient der Entwicklung von Weisheit und Klarheit. Sie stärkt unsere Lebenskraft und reinigt unseren Geist, sodass wir die Natur unseres Geistes erkennen können. Wenn wir dies nicht zu Lebzeiten erkennen, können wir durch entsprechende Übungen zum Zeitpunkt des Sterbens oder im Zwischenzustand (tib. Bardo) die Befreiung erlangen oder in Sukhavati, dem reinen Bereich von Buddha Amita­bha wiedergeboren werden. Das Wunschgebet, in einem Reinen Land wiedergeboren zu werden, drückt das Streben nach einem höheren Dasein aus. Es schließt alle Wesen in dem Wunsch ein, Glück und Freude zu erlangen. Ein Grund, die Praxis von Buddha Amitabha auszuführen, besteht also darin, Ursachen zu schaffen, um in diesem Reinen Land wiedergeboren zu werden, wenn dieses Leben zu Ende gegangen ist. Dort finden die Wesen die optimalen Umstände und Bedingungen vor, um auf dem Pfad der Befreiung schnell Fortschritte zu machen. Entsprechende Erklärungen über die Qualitäten von Buddha Amitabha und das Reine Land Sukhavati können in verschiedenen Texten und den Amitabha-Sutras gefunden werden.

Die Buddha Amitabha-Meditation ist insbesondere eine wichtige Voraussetzung für die Praxis des Phowa, eine tiefgründige Methode des tibetischen Buddhismus, die eng mit Buddha Amitabha verbunden ist und durch die wir zu Lebzeiten die Fähigkeit erlernen, unser Bewusstsein zum Zeitpunkt des Todes in einen reinen Bereich zu übertragen. Um das Phowa zu erhalten, sind verschiedene Übungen zur Vorbereitung notwendig. In Tibet war es üblich, dass man die vorbereitenden Übungen (tib. Ngöndro5) ausgeführt hatte. Nachdem viele Tibeter aus ihrem Land fliehen mussten und nicht mehr die Voraussetzungen hatten, um diese Vorbereitungen abzuschließen, hat S.E. Ayang Rinpoche als Vorbereitung die Meditation und Rezitation des Mantra von Buddha Amitabha eingeführt. Außerdem sollen die Teilnehmer die Reinigungspraxis von Vajrasattva (tib. Dorje Sempa) durchführen, wenn sie die Vorbereitenden Übungen nicht abschließen können.

Bei seinem letzten Besuch hat S.E. Ayang Rinpoche, Phowa-Meister der Drikung Kagyü Linie, angekündigt, bald einen Phowa-Kurs in Aachen zu geben. Um die Meditation von Buddha Amitabha als Vorbereitung durchzuführen, werden in unserem Zentrum die notwendigen Übertragungen und Möglichkeiten zur gemeinsamen Praxis angeboten (Termine siehe Ende des Artikels und im Programmteil des Rundbriefes).

Die Meditation von Buddha Amitabha

Die Meditation von Buddha Amitabha ist eine wirkungsvolle Methode des Mahayana6-Buddhismus, des großen spirituellen Weges, dessen Ziel es ist, alle Wesen aus dem Kreislauf des Leidens (Skrt. Samsara) zu führen. Er enthält die Lehren der Sutras7 und Tantras8 der buddhistischen Lehre. Innerhalb des Mahayana gibt es die tiefgründigen Methoden des Vajrayana9, dem schnellen Fahrzeug10, durch die wir besonders schnell die Fähigkeiten erlangen können, den Wesen auf ihrem Weg zur vollkommenen Erleuchtung zu helfen.

Durch regelmäßige und häufige Übung der Meditation und die Rezitation der Gebete und des Mantra kann man die Wirksamkeit und tiefere Bedeutung dieser Methode erfahren und auf dem Weg zur klaren Erkenntnis der Buddha-Natur11 schnell voran kommen. Indem wir uns mit Buddha Amita­bha vertraut machen, können wir uns mit seinem Weisheitsbewusstsein verbinden und eine klare Vorstellung der Phänomene in und jenseits der Welt entwickeln. Indem wir uns mit der Vergänglichkeit und dem Prozess von Leben und Sterben vertraut machen, lassen unsere Anhaftung, Sorgen und Ängste nach und wir können auch zur Zeit des Todes einen klaren und friedvollen Geisteszustand bewahren und das Bewusstsein in den Bereich der großen Glückseligkeit lenken.

Zur Durchführung der Meditation von Buddha Amitabha wird ein Sadhana12 verwendet, das Gebete und Meditationsanweisungen enthält. Es ist sehr hilfreich, wenn wir zuerst die Meditation von Avalokiteshvara (Skrt., tib. Chenresig)13 ausführen, um Liebe und Mitgefühlt zu entwickeln und uns mit der Methode der Visualisierung und Mantra-Rezitation vertraut zu machen. Der Hauptteil der Meditation ist die Visualisierung mit der Mantra-Rezitation, während der die Aspekte der Weisheit und Klarheit entwickelt werden. Nach der Vollendungsphase wird die Meditation durch Wunsch- und Widmungsgebete abgeschlossen.

 


1 Dharmakaya (Skrt., tib. Chöku) „Wahrheits-Körper“, ein Körper eines Buddha.

2 Bodhisattva (Skrt., tib. Jangchub Sempa): Söhne (und Töchter) des Buddha, die den Erleuchtungsgedanken (Bodhicitta) entwickelt haben. Das heißt, sie haben gelobt, die Erleuchtung zum Wohle aller Wesen zu erlangen.

3 Dhyani-Buddhas: Die verschiedenen Aspekte der Erleuchtung werden in den fünf Dhyani-Buddhas ausgedrückt. Die Essenz aller fünf Dhyani-Buddhas wird in den Adi-Buddhas dargestellt. Sie symbolisieren das jedem Wesen innewohnende Potenzial der Buddhaschaft, die Entfaltung der wahren Natur des Geistes.

4 Buddha-Bereiche (Buddha-Länder): Es heißt, dass die Reinen Bereiche hauptsächlich durch die Kraft der reinen Zielsetzungen und Wunschgebete der Buddhas entstehen. Wesen mit einem besonders geläuterten Geist können dorthin gelangen.

5 Ngöndro (tib.): die Vorbereitenden Übungen. Sie bestehen aus allgemeinen, besonderen und speziellen Übungen, um unseren Geist auf fortgeschrittene Übungen vorzubereiten und Mahamudra (Skrt.) zu verwirklichen.

6 Mahayana (Skrt., tib. Thegchen): Das ‚Große’ Fahrzeug (der Bodhisattvas)

7 Sutra (Skrt.): die Lehrreden des Buddha

8 Tantra (Skrt., tib. Gyü): ‘Kontinuität’, ‘Faden’, buddhistische Texte, die im Vajrayana (auch: Tantrayana, Mantrayana) gelehrt werden.

9 Vajrayana (Skrt.) “Diamant-Fahrzeug“

10 das „schnelle“ Fahrzeug bedeutet, dass man in einem Leben die Verwirklichung erlangen kann

11 Buddha-Natur (Skrt. Tathagatagarbha): ‚Essenz’ des Vollendeten, die jedem Wesen innewohnt, die Anlage für das letztendliche Aufgeben von Hindernissen und das Erreichen von Erkenntnissen.

12 Sadhana (Skrt.,): „religiöse Hingabe“, „Mittel zur Vollendung“; Zusammenstellung von Gebeten und Anweisungen zur Meditation.

13 Avalokiteshvara (Skrt., tib. Chenresig), der Bodhisattva des großen Mitgefühls. Das ihm zugeordnete Sechs-Silben-Mantra wurde als erstes Mantra in Tibet eingeführt und ist dort bis heute weit verbreitet.