Christlich-buddhistischer Dialog

Arbeitskreise mit Gesprächen und gemeinsamer Meditation

Es ist nun sicher schon fünf Jahre her, dass die Mitglieder des Arbeitskreises Östliche Religionen des Bistums Aachen in unserem Zentrum zu Gast waren. Diese erste Begegnung, bei der Drubpön Champa gerade bei uns zu Besuch war, diente dem Kennenlernen und sollte einen Einblick in die Praxis tibetischer Meditation geben. Dr. Wolfgang Siepen, der sich als Religionswissenschaftler intensiv mit dem Buddhismus beschäftigt hat und sowohl Mitglied des Arbeitskreises als auch seit vielen Jahren dem Zentrum freundschaftlich verbunden ist, hatte das Treffen vermittelt.
In der Folge ergaben sich mehrmals Treffen, wie z.B. eine gemeinsame Fahrt zur Tibet-Ausstellung in Essen oder eine ganztätige Begegnung in der Katholischen Hochschulgemeinde Aachen, in der Achtsamkeitsmeditation aus dem Buddhismus und das Gebet der liebenden Aufmerksamkeit von Ignatius von Loyola aus der christlichen Tradition vorgestellt und gemeinsam geübt wurden.

Vor zwei Jahren organisierten wir zusammen mit dem Arbeitskreis die Aufführungen der Mönche aus dem Kloster Phyang in Aachen und Krefeld und auch in diesem Jahr findet diese Kooperation für die Mönche aus Tserkarmo statt. Dabei sind die Aufführungsorte die Citykirche St. Nikolaus in Aachen und die Citykirche am Alten Markt in Mönchengladbach.

Anfang dieses Jahres erhielten wir auch eine Einladung, an dem Arbeitskreis "Christlich-buddhistischer Dialog" des Erzbistums Köln teilzunehmen. Bisher war die buddhistische Seite für einige Jahre nur durch Werner Heidenreich vom StadtRaum Köln vertreten. Der Kreis soll nun erweitert werden und so sind auch zwei Nonnen aus der Tradition von Thich Nhat Hahn und ein Vertreter des Shambhala-Zentrums in Köln eingeladen worden. Man trifft sich drei bis vier Mal im Jahr zum Austausch und um die jährlich stattfindende christlich-buddhistische Begegnung vorzubereiten, die an einem Sommerwochenende in der Benediktinerabtei Königsmünster in Meschede stattfindet.

In diesem Jahr nahm ich erstmals an der Begegnung im Haus der Stille der Benediktinerabtei teil. Der Kreis der Teilnehmer kannte sich, bis auf zwei neue Gesichter, schon aus den Begegnungen der vorherigen Jahre. Die Treffen der letzten beiden Jahre standen unter den Themen "Liebe und Mitgefühl" und "Weisheit". Es war im Vorfeld besprochen worden, dass kein neues Thema gewählt wird, sondern die Verbindung der beiden Themen im Mittelpunkt stehen soll.

In der Einführungsrunde stellten sich die Teilnehmer insbesondere dadurch vor, was sie an der jeweils anderen Religion fasziniert. Dabei entstand ein sehr buntes und eindrucksvolles Bild aus persönlichen Erfahrungen. Diese reichten auf der christlichen Seite von der Ergriffenheit bei dem Erleben einer Puja in einem tibetisch-buddhistischen Kloster bis hin zur eigenen Übung buddhistischer Meditationen. Auf buddhistischer Seite wurden die bedinglose Hingabe an Gott oder die Kraft, die der Glaube in Bezug auf das Wohl anderer bewirken kann, als beeindruckende Merkmale genannt.

In den weiteren Begegnungsrunden stellten dann die Anwesenden ausgewählte kurze Texte vor, die für sie persönlich in Zusammenhang mit dem Thema des Treffens von Bedeutung sind. Hierüber kam man ins Gespräch, fand Gemeinsamkeiten und neue Anregungen, aber auch Unterschiede. Ein Kriterium, das ich als sehr entscheidend für einen guten Dialog empfunden habe, ist die vertrauensvolle Offenheit, mit der die Anwesenden miteinander kommunizierten, sowie die ruhige Gesprächskultur. Vielleicht hat dazu auch beigetragen, dass mehrmals am Tag still oder angeleitet gemeinsam meditiert wurde.

So waren in der Abschlussrunde alle mit dem Verlauf, der Atmosphäre und den anregenden Beiträgen und Gesprächen sehr zufrieden. Ein neuer Termin ist schon gefunden und so wird es im nächsten Jahr eine weitere Begegnung mit einem noch zu bestimmenden Thema geben. Ich denke, es macht Sinn, dass bei diesem Dialog über mehrere Jahre mehr oder weniger die gleichen Teilnehmer anwesend sind. So kann sich ein bessere Verständigung und ein tieferes Verständnis entwickeln, das jeder Einzelne im Rahmen seiner Funktion in einer Kirche, einem buddhistischen Zentrum oder anderswo weitervermitteln kann.

Christian Licht