Der Wandel von Leben und Tod

Artikel zur Veranstaltungsreihe: Leben und Sterben –
sinnvolles Leben im Bewusstsein der Vergänglichkeit

Grundsätzlich ist es so, dass alle Wesen Glück erleben und Leiden vermeiden wollen. Es gibt auf dieser Welt zwei verschiedenen Einstellungen gegenüber dem Leiden: die einen wollen nichts über das Leiden wissen, sie möchten es nicht sehen und verdrängen es. Die anderen wollen sehr genau wissen, was das Leiden ist und was seine Ursachen sind. Diejenigen, die etwas über das Leiden und seine Ursachen wissen möchten, haben Interesse an einem spirituellen Pfad, der aus den Leiden herausführt und durch den sie und andere Glück erlangen können.

Ein wesentlicher Punkt des Buddhismus ist, zu erkennen, was das Leiden ist und was seine Ursachen sind. Wenn man die Ursachen des Leidens erkannt hat, muss man herausfinden, wie die Ursachen umgewandelt oder bereinigt werden können und wie man schließlich die Befreiung erlangt. Um Glück zu erlangen und Leiden zu vermeiden, führt man positive Handlungen aus und vermeidet negative Handlungen. Dieses Ursache-Wirkungs-Prin­zip (Skrt. Karma) besteht für alle Wesen.

Der Buddha hat gelehrt, dass es im Daseinskreislauf eine Vielzahl von Leiden gibt. Dies betrifft auch den Vorgang des Sterbens. Während des Sterbeprozesses gibt es drei verschiedene Phasen: die erste Phase tritt ein, wenn wir aufhören zu atmen. Die zweite Phase ist der Zwischenzustand (tib. Bardo) und die dritte ist die Wiedergeburt. In den buddhis­tischen Schriften gibt es sehr detaillierte Unterweisungen über diesen Ablauf.

Das menschliche Leben entsteht aus dem Zusammenkommen von Bewusstsein und Materie, die in Form der fünf Elemente existiert. Im Augenblick des Todes löst sich die Essenz der fünf Elemente wieder in die äußeren
Elemente auf. Im so genannten Tibetischen Totenbuch (tib. Bardo Thodöl) und anderen Texten wird erklärt, wie sich zum Zeitpunkt des Todes die verschiedenen Elemente auflösen, das Bewusstsein in einen Zwischenzustand (tib. Bardo) eintritt und schließlich in einem der sechs Bereiche des Daseinskreislaufes (Skrt. Samsara) wiedergeboren wird. Außerdem gibt es viele Unterweisungen und verschiedene Methoden, wie man sich auf den Tod vorbereiten kann und wie man sich während des Sterbens verhalten soll, um die Befreiung zu erreichen oder in einem reinen Bereich wiedergeboren zu werden.

Wir sollten uns bewusst machen, dass wir ein sehr kostbares Leben besitzen und genau untersuchen, was dieses Leben ausmacht und was wir Sinnvolles damit tun können. Dieses Leben ist vergänglich und daher sollten wir nicht lange zögern, sondern Schritte unternehmen, dieses Leben zu nutzen, um für uns selbst und andere Glück zu erlangen. Indem wir uns mit der Vergänglichkeit und dem Prozess des Sterbens vertraut machen, gewinnen wir ein klares Unterscheidungsvermögen zwischen dem, was wichtig und was unwichtig ist.

Im Buddhismus gibt es neben den Erklärungen über die Natur des Geistes, das abhängige Entstehen und die Vergänglichkeit verschiedene Meditationen und Übungen, um unserem Leben in eine positive Ausrichtung zu geben und auch Leiden, Krankheit und Tod zu begegnen. Im Zusammenhang mit der Vorstellung der Wiedergeburt und der Befreiung aus allen Leiden können wir eine Geisteshaltung entwickeln, die über den Tod hinaus reicht. Um auch langfristig Glück zu erlangen, müssen wir in diesem Leben damit beginnen. Wir sollten unsere Möglichkeiten nutzen, solange wir noch dazu in der Lage sind, damit wir auch in schwierigen Situation darauf zurückgreifen können. Von vielen, die die buddhistische Lehre kennengelernt haben und die verschiedene Meditationen geübt haben, haben wir erfahren, dass dies für sie eine große Hilfe und Unterstützung geworden ist.

In unserem Zentrum bieten wir daher verschiedene Vorträge, Seminare und Meditationen an, die sich mit den Ursachen von Glück und Leiden, Vergänglichkeit und Sterben befassen. Dazu gehören auch praktische Themen wie die Begleitung von Sterbenden und die Hospizarbeit, die in unserer Veranstaltungsreihe “Leben und Sterben” – sinnvolles Leben im Bewusstsein der Vergänglichkeit – vorgestellt werden (vgl. Veranstaltungsprogramm: einmalige Veranstaltungen).

Auszüge aus einem Vortrag von S.E. Ayang Rinpoche
Zusammengestellt und bearbeitet von Tändsin T. Karuna