Die Praxis des Vajrayana – Einjähriges Praxis- und Studienprogramm (Aufbaukurs)

Die Vorbereitenden Übungen (tib. Ngöndro)

Das zweijährige Praxis- und Studienprogramm mit Erklärungen zu den vorbereitenden Übungen (tib. Ngöndro) zur Verwirklichung von Mahamudra hat sehr viel Zuspruch der Teilnehmer gefunden, die sich mit großem Interesse und Ausdauer mit den schriftlichen Ausarbeitungen und mündlichen Erklärungen auseinandergesetzt haben. Nun können sie an Hand dieser Grundlagen und ergänzender Texte und Kommentare die verschiedenen Übungen entsprechend ihrer Möglichkeiten ausführen. Zur Unterstützung werden wir weiterhin Studien und gemeinsame Übungen zu diesen grundlegenden Übungen einrichten, so dass auch Praktizierende, die diese Seminarreihe gar nicht oder nur teilweise besuchen konnten, die notwendigen Erklärungen zur Praxis erhalten und vertiefen können.

Weiterführende Übungen

Aus dieser Gruppe kam die Anregung, einen Aufbaukurs einzurichten, der sich mit den weiteren Übungen des Vajrayana befasst, um einen Überblick über die unterschiedlichen Praktiken zu erhalten. Hier können auch andere Teilnehmer dazukommen, die diese Übungen des Mahayana und insbesondere des Vajrayana kennenlernen möchten.

Es gibt eine Vielzahl von Lehren und Übungen, die im Buddhismus von den Praktizierenden entsprechend ihren Fähigkeiten angewendet werden können. Wir brauchen uns dadurch aber nicht verwirren zu lassen, sondern können uns mit den Aspekten der unterschiedlichen Übungen vertraut machen, so dass wir diese in Bezug auf die persönliche Praxis einordnen können. Wenn die wesentlichen Aspekte und die Essenz aller Lehren klar und deutlich geworden sind, kann man die Bedeutung der notwendigen Grundlagen und Bedingungen zur Entwicklung der Ziele erkennen, so dass unsere Praxis stabiler wird und sich immer weiter entwickeln kann. Außerdem wird deutlich, was in längeren Retreats und Ritualen praktiziert werden kann, welche Vorbereitungen und Kenntnisse damit verbunden sind und welche Bedeutung die Anleitung durch spirituelle Lehrer/innen hat.

Selbst, wenn man nicht viel Zeit hat oder sich nicht vorstellen kann, die hohen Ziele des Mahayana-Buddhismus schnell zu erreichen, ist es hilfreich, ein allgemeines Verständnis zu entwickeln und die eigene Praxis in einen größeren Zusammenhang zu sehen. Wir öffnen unser Bewusstsein für die Möglichkeit, unsere Situation zu verbessern und verschiedene Verwirklichungen zu einem späteren Zeitpunkt zu erlangen. So heißt es, dass allein die Teilnahme an bestimmten Übertragungen des Vajrayana als Samen in unserem Bewusstsein dazu führen können, in einem späteren Leben die entsprechenden Qualitäten zu erlangen. Es gibt also viele Gründe, sich einen Überblick über diese Methoden zu verschaffen.

Entwicklungsstufen buddhistischer Praxis

Wir führen in unserem Zentrum seit vielen Jahren immer wieder Seminare, Studiengruppen sowie gemeinsame Übungen, Praxistage oder kurze Retreats zu den verschiedenen Übungen des Vajrayana durch, um die Praktizierenden in ihrer spirituellen Entwicklung zu unterstützen, ihnen zu helfen, Hindernisse zu überwinden und ihnen ein Fundament zu ermöglichen, das auch über eine längere Zeit eine fruchtbare Praxis ermöglicht. Gemeinsame Studien und Übungen, der Austausch mit anderen Praktizierenden und die Anleitung durch mündliche Erklärungen ermöglichen es, angemessene Formen der Übung zu finden und für sich weiter zu entwickeln.

Nachdem man sich mit allgemeinen Grundlagen der buddhistischen Lehre und Meditation vertraut gemacht hat, kann man eine Reihe von kurzen Meditationen zur regelmäßigen Übung kennenlernen und über kurze oder längere Zeit entsprechend den Erklärungen zur Praxis anwenden und mit ergänzenden Gebeten aus Sutras und Tantras vertiefen.

Wendet man sich über einen längeren Zeitraum buddhistischen Übungen zu und verfügt über etwas mehr Zeit, so gibt es die Möglichkeit, einem stufenweise Pfad (tib. Lamrim) zu folgen, der von den vorbereitenden Übungen, bis zur Verwirklichung der Natur des Geistes führt. Eine entsprechende Abfolge dieser Übungen ist z. B. im tiefgründigen, fünfteiligen Mahamudra-Pfad enthalten. Außerdem gibt es Methoden, die in Verbindung mit den inneren Kanälen und Energien sowie dem Prozess des Sterbens und der Wiedergeburt stehen.

Im Vajrayana (Skrt., „Diamantfahrzeug“) werden die Lehren aus Sutra und Tantra auf geschickte Weise miteinander verbunden, um das Ziel des Mahayana, die Buddhaschaft zum Wohle aller Wesen, schnell zu erlangen. Die verschiedenen Methoden können in einer Struktur von Stufen und Pfaden der geistigen Entwicklung dargestellt werden. Die wesentlichen Aspekte finden sich dann in den unterschiedlichen Zusammenhängen wieder. So können auch in kurzen Meditationen verschiedenen Elemente enthalten sein, ohne dass etwas vernachlässigt wird. Insbesondere nimmt man das Ziel des Pfades voraus, indem man die Buddha-Natur aller Wesen in den Mittelpunkt der Praxis stellt und die damit verbundenen Qualitäten in der Vorstellung einsetzt, bis eine eigene Erkenntnis entstehen kann.

Themen der Praxis- und Studiengruppe (ab Jan. 2010)

Nach der Entwicklung des Erleuchtungsgeistes (Skrt. Bodhicitta) und den Übungen der Bodhisattvas entsprechend dem Paramitayana machen wir uns in diesem Jahr mit den Grundlagen und dem Aufbau verschiedener Tantras vertraut, die im Vajrayana praktiziert werden.

Im Zusammenhang mit der Praxis des Deva (tib. Yidam) lernen wir die verschiedenen Tantra-Klassen, Einweihungen und Übertragungen, sowie die Vajrayana-Samayas und entsprechende Übungen des Vajrayana kennen.

Danach befassen wir uns mit der Essenz des Pfades, der Erkenntnis der Natur des Geistes, wie sie in den Lehren von Mahamudra (tib. Chag-gya Chenpo) und Maha-Ati (tib. Dzogchen) enthalten sind.

Außerdem werden die sechs Yogas von Naropa, Erklärungen zum Zwischenzustand (tib. Bardo), die Praxis der Dharma-Schützer und andere weiterführende Übungen vorgestellt.

Die Themen schließen die Überlieferung von Schatztexten (tib. Terma), die von Guru Rinpoche überliefert wurden, ein.

Die Teilnehmer lernen Voraussetzungen und Ebenen der Übungen des Vajrayana kennen und können auf der Basis einer grundlegenden Struktur die persönliche Gestaltung ihrer Praxis ausrichten. Wenn die notwendigen Voraussetzungen erfüllt sind, können die Übungen durch ausführlichere Erklärungen vertieft und praktiziert werden.

Das Programm beinhaltet zehn Seminartage sowie fünf Praxistage, um an gemeinsamen Übungen teilzunehmen. Das Angebot ist für alle Praktizierenden des tibetischen Buddhismus geeignet, die mit allgemeinen Grundlagen des tibetischen Buddhismus vertraut sind und einen Einblick in die Schatzkammer der tiefgründigen Methoden des Vajrayana erhalten möchten. Die Themen sind nicht an eine bestimmte Übertragungslinie gebunden und daher auch für Praktizierende der anderen (tibetischen) Traditionen geeignet. Weitere Informationen zu den einzelnen Seminaren befinden sich im Programmteil.