Ein sehr ungewöhnliches Jahr

Kurzer Rückblick und Ausblick

Noch sind wir mitten in der Corona-Pandemie. Der harte Shutdown über die Wochen vor und nach dem Jahreswechsel 20/21 soll die Zahl der Infizierten auf ein Maß bringen, das die Zahl der an Corona Sterbenden stark verringert und eine Nachverfolgbarkeit von Infektionsketten wieder ermöglicht. Das betrifft auch die Durchführung von Veranstaltungen in unserem Zentrum. Aber schauen wir erst einmal zurück.

Der Einstieg in die Welt der Online-Meetings
Wir sind froh, dass es für uns als religiöse Gemeinschaft nach dem ersten Shutdown um Ostern herum ab Mai wieder möglich war, mit einem genehmigten Hygiene-Konzept Präsenzveranstaltungen mit einer reduzierten Anzahl von Teilnehmenden durchzuführen.

Ab Mitte März hatten die Treffen gar nicht stattgefunden. Wir haben die Osterferien genutzt, um uns technisch und durch die Auswahl einer passenden Online-Plattform auf digitale Seminare vorzubereiten. Das Technische hat nach einigem Ausprobieren und Üben bei uns und den Teilnehmenden dann auch ganz gut funktioniert. Wir haben aber auch schnell gemerkt, dass das direkte Zusammenkommen an einem Ort eine ganz andere Qualität hat. Auch wenn es für die Teilnehmenden, die z.T. weite Wege fahren müssen, einfacher wäre, online teilzunehmen, sind sie doch lieber ins Zentrum gekommen. Die Aufmerksamkeit und das Sich-Einlassen-können auf Meditationen oder Erklärungen ist im Meditationsraum des Zentrums einfach besser. Zudem werden eher Fragen gestellt oder es kommt schneller zu Gesprächen.

Trotzdem hat sich die digitale Variante als hilfreich erwiesen und wird mit Corona nicht wieder verschwinden. Insbesondere können auch Personen an Veranstaltungen teilnehmen, die weiter entfernt oder sogar in anderen Ländern leben. Durch die Möglichkeit, die Seminare aufzuzeichnen, können z.B. Teilnehmende eines regelmäßigen Kurses verpasste Termine nachträglich anschauen, um den inhaltlichen Anschluss nicht zu verlieren. Darüber hinaus haben sich auch zahlreiche Angebote entwickelt, mit anderen Zentren oder Klöstern über die Kontinente hinweg zu praktizieren oder Unterweisungen zu erhalten.

Wir hatten das Glück, durch finanzielle Unterstützung unsere digitale Kommunikation Schritt für Schritt zu verbessern. So steht nun ein kaum hörbarer PC im Medi tationsraum und auch Kamera und Mikrofon sind von guter Qualität. Zudem können die Teilnehmenden im Zen-trum über einen großen Bildschirm die Personen sehen, die online dabei sind. Bei Online-Unterweisungen kann der Lehrer jetzt ohne Leinwand für alle sichtbar sein. Der Bildschirm ermöglicht auch, Texte, die gemeinsam rezitiert werden, in ausreichender Größe anzuzeigen.

Veranstaltungen
Allgemein waren die verschiedenen Veranstaltungsangebote trotz der Einschränkungen gut besucht. Maximal sechs Teilnehmende können ins Zentrum kommen und auf festen Plätzen mit ausreichend Abstand sitzen. Weitere können online folgen. Tagesseminare haben wir im Allgemeinen auf drei Stunden gekürzt, da es für die online Teilnehmenden sonst zu anstrengend wird. Die Seminarunterlagen konnten digital zur Verfügung gestellt werden.

Im Sommer haben wir den Meditationsraum durchgängig gelüftet, aber im Herbst und Winter geht dies nur stoßweise. Ein Luftreinigungsgerät mit HEPA-Filter, das wir frühzeitig bestellt hatten, haben wir nun während der Treffen im Einsatz. Seit Anfang November ist zudem das Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes bei allen Veranstaltungen vorgeschrieben.

Die Besuche von buddhistischen Lehrern mussten leider ausfallen. Wir konnten Unterweisungen von Drubpön Kunsang und Khenpo Tamphel online erhalten. Dabei fehlen natürlich wichtige Aspekte, die nur möglich sind, wenn die Lehrer auch vor Ort sind. Wir hoffen daher, dass im Herbst 2021 oder spätestens 2022 wieder Angebote stattfinden werden, bei denen die Lehrer real bei uns sind.

Die finanzielle Jahresbilanz
Die Einnahmen des Zentrums stützen sich ungefähr zur Hälfte auf Mitgliedsbeiträge und Spenden. Sie sind das finanzielle Fundament des Zentrums. Wir alle können daher den Mitgliedern und regelmäßigen Spendern sehr dankbar sein, dass sie über viele Jahre und insbesondere in diesen schwierigen Zeiten das Zentrum stabil halten.

Weitere Einnahmequellen sind Veranstaltungen, Vermietungen und der Shop. Der Beitrag dieser drei Bereiche ist im vergangenen Jahr Corona-bedingt geringer ausgefallen. Dafür konnten wir uns über einige zusätzliche kleine und größere Spenden freuen, die den Ausfall ausgeglichen haben.

So ist es eine große Erleichterung, dass das Zentrum voraussichtlich auch dieses ungewöhnliche Jahr trotz allem mit einer ausgeglichenen Bilanz beenden kann. Allen, die dazu beigetragen haben, ein großes Dankeschön!

Wie geht es weiter
In diesem Rundbrief bieten wir Veranstaltungen von Mitte Januar bis Ende März an. Es ist zur Zeit des Redaktionsschlusses nicht absehbar, wie lange der harte Shutdown andauern wird. So kann es gut möglich sein, dass über Mitte Januar hinaus keine Personen zu Vorträgen und Kursen ins Zentrum kommen können. Fast alle Angebote werden aber auf jeden Fall online stattfinden. Wir werden Euch rechtzeitig informieren.

Es ist sehr unterschiedlich, auf welche Weise jede/r Einzelne durch die Pandemie betroffen ist. Einige sind in ihrem Alltag oder Beruf sehr stark gefordert, andere haben mehr Zeit und Ruhe, manche haben mit finanziellen Schwierigkeiten zu kämpfen, andere sind weiter versorgt und die Ausgaben sind durch die eingeschränkten Reisemöglichkeiten geringer. Ungewöhnliche Bedingungen haben das Potenzial, Gewohntes zu überdenken oder in Frage zu stellen. Wir hoffen, dass alle gut durch diese Zeit kommen und sie – wo es ihnen möglich ist – für die Dharma-Praxis nutzen. Dann ist es keine verlorene Zeit.

Neben unserer persönlichen Praxis sind jetzt Methoden der Heilung, wie die Praxis der Parnashavari, des Medizin-Buddha und ähnliche, sowie die Meditation von Buddha Amitabha und die Praxis des Phowa für Verstorbene von besonderer Bedeutung. Auch bringt uns die Entwicklung eines achtsamen, klaren Geistes und die Praxis der liebenden Güte mit und ohne Mantras Ruhe und Kraft. Gerade in schwierigen Zeiten können uns die Lehren des Buddha eine wirkliche Hilfe sein. So werden wir auch im kommenden Jahr die Entwicklung in unsere Veranstaltungen und Aktivitäten einbeziehen.

Ein Blick in andere Länder
Die Auswirkungen der Pandemie in manchen anderen Ländern waren und sind gravierend. So haben wir für Tagelöhner und arme Familien in Indien Spenden gesammelt. Im Mai konnten 2400 € an das Kloster von S.E. Ayang Rinpoche in Bylakuppe überwiesen werden, die ohne Umwege an die Notleidenden in Form von Nahrungsmitteln verteilt wurden. Außerdem wurden auch Spenden an das Kloster von S.E. Ontul Rinpoche überwiesen. Darüber hatten wir im letzten Rundbrief berichtet.

Aktuell ist die Situation in Ladakh sehr bedrückend. Seit November ist die Zahl der Infizierten stark gestiegen und die Klöster sind besonders betroffen. Die Mönche des Klosters Phyang z.B. sind zu 90 % infiziert und im Kloster Lamayuru sind schon mehrere Mönche gestorben. Die Hilfsmöglichkeiten sind sehr eingeschränkt, da es kaum intensivmedizinische Hilfe gibt und die Temperaturen bei 10-20°C unter Null liegen. Im Moment können wir nur alle Betroffenen in unsere Gebete und Meditationen einschließen.

Möge das neue Jahr Heilung bringen
und mögen die schwierigen Zeiten bald vorüber sein.

Christian