Eine gelungenes Fest

Eindrücke von der ersten gemeinsamen Vesakh-Feier der buddhistischen Gemeinschaften in der Region Aachen

TempelVon den ersten Gedanken an eine gemeinsame Vesakh-Feier in der Region Aachen bis zum tatsächlichen Stattfinden sind ein paar Jahre ins Land gegangen. Aber vielleicht war diese Zeit auch für die Entwicklung der einzelnen Gemeinschaften und die ersten Begegnungen nötig, die in den letzten beiden Jahren stattfanden. Auf jeden Fall war am 16. Juni 2013 der Zeitpunkt gekommen, sich in der thailändisch-buddhistischen Gemeinschaft Wat Dhammaniwasa zusammenzufinden.

Empfang und Begrüßung

In dem schön gestalteten Tempel der thailändischen Gemeinschaft fanden sich gegen 11 Uhr eine stattliche Anzahl von Mitgliedern aus den verschiedenen buddhistischen Gemeinschaften sowie weitere Interessierte ein. Die thailändischen Mönche erhielten in einem anderen Raum zu dieser Zeit schon ihr Mittagessen, da sie dies vor 12 Uhr als letzte Mahlzeit des Tages einnehmen. Eine ganze Reihe von ThailänderInnen hatten das Essen zubereitet und brachten es den Mönchen dar.

Christian Licht war in Vorfeld vorgeschlagen worden, um durch das Programm des Tages zu führen, da er sich insbesondere mit Ruis Wongtao maßgeblich für das Zustandekommen der Vesakh-Feier eingesetzt hat. So fand eine kurze Begrüßung statt, in der auch auf die Tradition der gemeinsamen Vesakh-Feiern in anderen großen deutschen Städten hingewiesen wurde. Diese Tradition beginnt mit dieser Feier nun auch in der Region Aachen.

Der Bürgermeister der Stadt Eschweiler, Rudi Bertram, hatte zur Freude der Organisatoren und Teilnehmer sein Kommen zugesagt und war schon während des Empfangs vor Ort. In seinem Grußwort hob er die Vielzahl der Länder hervor, aus denen Bürger in Eschweiler stammen und die friedlich in der Stadt zusammenleben. Die thailändische Gemeinschaft ist ihm seit der Zeit ihres Umzuges nach Eschweiler vor ca. 2-3 Jahren gut bekannt.

Die thailändische Gemeinschaft Wat Dhammaniwasa

Als Gastgeber stellte Ruis Wongtao anschließend die thailändische Gemeinschaft vor. Er selbst lebte in seiner Jugend in Thailand sechs Jahre als Mönch und hat somit einen engen Bezug zur monastischen Tradition. So lud er auch später Mönche nach Deutschland ein, die zunächst in seinem Privathaus lebten, bis dann die neuen Räumlichkeiten in Eschweiler bezogen wurden. Dort sind durchgängig drei bis sieben Mönche anwesend, die von der Gemeinschaft versorgt werden und sich im Gegenzug spirituell um die Mitglieder kümmern. Zu den buddhistischen Feiertagen kommen mitunter mehr als 500 Personen, hauptsächlich Thailänderinnen ins Wat Dhammaniwasa.

Alle Anwesenden führten zusammen mit den Mönchen die Morgen-Rezitationen aus, für die es Heftchen mit einer Lautschrift der Pali-Texte gab. Dabei stimmten die Mönche den Sprechgesang an. Gut eine halbe Stunde dauerten die Rezitationen, bei denen ab und zu Wörter auftauchten, die einem aus dem Sanskrit in ähnlicher Weise bekannt waren. So hatte man eine Idee davon, worum es bei der Rezitation gerade ging.

Das Bambushain Zen-Zentrum Zhulinci

Eva Neumann stellte im Anschluss im schwarzen Zen-Gewand das Bambushain Zen-Zentrum vor. Die buddhistischen Wurzeln liegen hier mehr im chinesischen als im japanischen Buddhismus, wie man zunächst vermuten würde. Paul Shoju Schwerdt, der das Zentrum in Aachen gegründet hat, hat viele Jahre in Asien verbracht und bei Meistern in diesen Ländern gelernt und praktiziert. Mittlerweile hat sich eine kleine Sangha zusammengefunden, die unter der Leitung von Paul praktiziert.

Das Herz-Sutra, ein Text, der in der Mahayana-Tradition eine wichtige Bedeutung hat, wurde dann von Paul Shoyu Schwerdt kurz erläutert, so dass man bei der anschließenden Rezitation ein besseres Verständnis davon hatte, wovon dieses Sutra handelt. Dreimal wurde das Sutra anschließend auf sinojapanisch rezitiert. Ein große Trommel gab dabei eindrucksvoll den Takt vor, der beim ersten Durchgang langsam war und bei jedem weiteren Durchgang schneller wurde. Dazu standen die Mitglieder der Gemeinschaft in einer Reihe, während Paul verschiedene Aktivitäten ausführte, wie z.B. Verbeugungen vor dem Buddha.

Das Mittagessen

Eine halbe Stunde früher als geplant fand dann das Mittagessen statt. Dass die Thailänder sehr lecker kochen können, haben wir spätestens bei der 30-Jahr-Feier unseres Zentrums im letzten Herbst erleben dürfen. Und auch diesmal gab es vegetarische Köstlichkeiten zu genießen. Das Wetter war uns wohl gesonnen, so dass viele die Mahlzeit im Freien einnahmen und es zu angeregten Gesprächen kam.

Die Dhamma-Gruppe Nyanaponika

In Aachen und Ostbelgien leben die Mitglieder der Dhamma-Gruppe Nyanaponika, die von Veit Becker vorgestellt wurde. Sie treffen sich regelmäßig in den Wohnungen oder Häusern der Mitglieder. Die kleine Gruppe liest und bespricht Dhamma-Texte und übt gemeinsam Meditation. Einmal im Jahr lädt sie im Allgemeinen den Dhamma-Lehrer und Mönch Bhante Seelawansa ein, der aus Sri Lanka stammt, aber schon lange in Wien lebt und gut deutsch spricht.

Nach dem guten Mittagessen erschien es sinnvoll, eine Gehmeditation durchzuführen. Rita Erken leitete diese mit einigen Worten an und alle Anwesenden gingen dann achtsam in drei Kreisen durch den geräumigen Tempel. Es war eine ruhige und sehr konzentrierte Atmosphäre, so dass man trotz der vielleicht 100 Personen eine Stecknadel hätte fallen hören können. Nach 15-20 min. folgte der nächste Programmpunkt.

Die Vipassana-Sangha innenRaum

Ruis und ChristianDie letzten drei Gemeinschaften befinden sich alle im Frankenberger Viertel, nur ca. 100 m auseinander. Die Vipassana-Sangha besteht seit 2005 und wurde von Pema Plagge ins Leben gerufen. Es werden regelmäßig Meditation entsprechend der Theravada-Tradition angeleitet und durchgeführt.

Pema Plagge leitete eine kurze Vipassana-Meditation an, die die vier Übungsgebiete der Achtsamkeit umfasste: Achtsamkeit auf den Körper, die Gefühle, die Gedanken und die Phänomene.

Das buddhistische Zentrum der Karma Kagyü Linie

Das buddhistische Zentrum in der Brabantstraße, das von Jan Kritzner vorgestellt wurde, gehört der Richtung des Diamantweg-Buddhismus an. Die Zentren dieser Richtung stützen sich hauptsächlich auf den dänischen Lehrer Ole Nydahl. Es werden wöchentlich Meditationen aus dem tibetischen Buddhismus durchgeführt.

Das Zentrum für tibetischen Buddhismus

Unser Zentrum wurde in einem kurzen Überblick von Adi und Gustel vorgestellt. Anschließend gab Tändsin T. Karuna (Ani Elke) Erklärungen zur Praxis von Liebe und Mitgefühl. Gemeinsam mit allen Anwesenden wurde dann das Mantra von Avalokiteshvara gesungen und die entsprechende Visualisierung ausgeführt. Es ist eine kraftvolle Meditation, die das Herz öffnen kann, wenn gemeinsam mit so vielen Personen Liebe und Mitgefühl entwickelt wird.

Abschluss mit der Abend-Rezitation

Zum Abschluss der Feier wurde allen, die dazu beigetragen haben, dass diese Veranstaltung so harmonisch und bereichernd stattfinden konnte, ganz herzlich gedankt. Insbesondere der thailändischen Gemeinde gilt dieser Dank, die es mit ihrer Gastfreundschaft allen leicht machte, sich als eine Gemeinschaft zu fühlen.

Gemeinsam mit den Mönchen des Wat Dhammaniwasa wurde dann die Abend-Rezitation durchgeführt.

Christian Licht