Tibetische Meditationen

Buddhistische Praxis in einem westlichen Zentrum

Die Lehren des Buddha sind sehr umfangreich. Zusammenfassend kann man sagen: Im Buddhismus geht es darum, die Ursachen von Leiden zu erkennen und durch heilsame Handlungen und die Anwendung verschiedener Methoden Befreiung aus dem Kreislauf der Leiden bis hin zur Buddhaschaft zu erlangen. Diese Lehren und die dazugehörigen Methoden zur Kontemplation, Meditation und Anwendung im täglichen Leben wurden über viele Generationen ausgeführt und weitergegeben. Dabei entstanden auch verschiedene Traditionen mit unterschiedlichen Schwerpunkten. Im Vajrayana (skr.) werden die Lehren aus Sutras und Tantras auf geschickte Weise miteinander verbunden, um das Ziel des Mahayana, die Buddhaschaft zum Wohle aller Wesen, schnell zu erlangen. Die Methoden können in Systemen von Stufen und Pfaden der geistigen Entwicklung dargestellt werden. Dabei nimmt man das Ziel des Pfades vorweg, indem man die Buddha-Natur aller Wesen in den Mittelpunkt der Praxis stellt und die damit verbundenen Qualitäten in der Vorstellung selbst einsetzt, bis eine eigene Erkenntnis entstehen kann.

In unserem Zentrum bieten wir verschiedene Veranstaltungen an, um die Lehren des Buddha kennenzulernen und sich mit buddhistischen Meditationen vertraut zu machen. Da die Menschen sehr unterschiedliche Veranlagungen haben, hat der Buddha unterschiedliche Methoden gelehrt, um die Ursachen von Leiden zu überwinden und Befreiung zu erlangen. Die Lehren, die aus Indien nach Tibet geholt wurden und jetzt auch in westlichen Ländern bekannt geworden sind, umfassen die Lehren aus Sutras und Tantras. In unserem Zentrum haben wir uns über viele Jahre mit verschiedenen Methoden des tibetischen Buddhismus vertraut gemacht, sodass wir sowohl ‚Anfänger‘ als auch ‚Fortgeschrittene‘, die schon viele Jahre praktizieren, anleiten und begleiten können. Dabei stützen wir uns auf die Unterweisungen und Schriften, wie sie von den tibetischen Lehrern übertragen und gelehrt werden, und beziehen auch Lehren anderer Traditionen ein. Der Schwerpunkt unserer Übungen sind die Methoden des ‚Vajrayana‘ oder ‚Mantrayana‘. Es heißt, dass diese Lehren in diesem schwierigen Zeitalter besonders effektiv sind, da die Methoden viele Aspekte der buddhistischen Lehren zusammenfassen und miteinander verbinden und so in kurzer Zeit Fortschritte in der Praxis ermöglichen.

Grundlegende, vorbereitende und weiterführende Übungen
Heutzutage haben nur wenige Praktizierende die Möglichkeit, ihr Leben ausschließlich dem Dharma zu widmen. Oftmals bleibt im Trubel des Alltags nur ein kleiner Raum für Studium oder Praxis. Doch auch, wenn man nicht viel Zeit hat – oder gerade deshalb – ist es wichtig, eine stabile Basis für die eigene Entwicklung auf dem buddhistischen Pfad zu legen. Auch wenn man sich noch nicht vorstellen kann, die hohen Ziele des Buddhismus – die Befreiung von allen Leiden und das Verwirklichen des Buddhaschaft – zu erreichen, können wir ein allgemeines Verständnis der Lehren des Buddha entwickeln und dadurch die eigene Praxis in einen größeren Zusammenhang einordnen. Durch Ratschläge und die praktische Umsetzung erfahren wir immer mehr von ihrer Bedeutung.

Nachdem man sich mit allgemeinen Grundlagen der buddhistischen Lehre und Meditation vertraut gemacht hat, kann man eine Reihe von kurzen Meditationen zur regelmäßigen Übung kennenlernen und diese über kurze oder längere Zeit entsprechend den Erklärungen zur Praxis anwenden und mit ergänzenden Gebeten aus Sutras und Tantras vertiefen. Indem wir uns auf die notwendigen Grundlagen stützen, wird die eigene Praxis stabiler und kann sich weiterentwickeln.

Verfügt man über etwas mehr Zeit und möchte sich über einen längeren Zeitraum mit buddhistischen Übungen befassen, kann man – aufbauend auf den allgemeinen Grundlagen und den ersten Praxiserfahrungen – einem stufenweisen Pfad folgen. Dabei sind die grundlegenden Übungen die Basis aller weiterführenden Übungen, wie z.B. der Methoden, die in Verbindung mit den inneren Kanälen und Energien sowie dem Prozess des Sterbens und der Wiedergeburt stehen.

Gemeinsam auf den Weg machen
Um die Praktizierenden in ihrer spirituellen Entwicklung zu unterstützen, führen wir in unserem Zentrum seit vielen Jahren immer wieder Seminare, Studienprogramme sowie gemeinsame Übungen, Praxistage oder kurze Retreats zu Übungen der verschiedenen Stufen durch. Der Austausch mit anderen Praktizierenden und die Anleitung und Unterstützung durch qualifizierte spirituelle Lehrende sorgt dabei für ein gutes Fundament, um die eigene Praxis weiterzuentwickeln.

Rezitationen und Gebete im tibetischen Buddhismus
Wenn wir uns mit den Übungen des tibetischen Buddhismus vertraut machen, lernen wir auch das Rezitieren von Texten (in deutscher und tibetischer Sprache) kennen, die Gebete und Anleitungen zur Visualisierung und zur Durchführung von Ritualen enthalten. Die Visualisierungen und rituellen Handlungen unterstützen die Ausrichtung und Stabilität des Geistes.

Diese Methoden lassen sich auch im westlichen Alltag umsetzen. Da wir nicht viel Zeit haben, stehen uns kürzere Zusammenstellungen zur Verfügung. Über die Jahre entwickelt sich eine kraftvolle Praxis, die einen vielfachen Nutzen bewirken kann. Durch die gemeinsame Rezitation und die regelmäßige Übung nähern wir uns den tiefgründigen Übungen des Vajrayana immer weiter an und können unsere Erfahrungen vertiefen.

Für die Praxis des Vajrayana sind die Übertragungen durch Einweihung (tib. Wang), Textübertragung (tib. Lung) und Erklärungen zur Praxis (tib. Tri) notwendig, damit die Methoden in der richtigen Weise durchgeführt werden können. Für die Beantwortung von Fragen stehen uns Abschriften von Unterweisungen zur Verfügung, die in Seminaren mit den Erklärungen zur Praxis besprochen werden können.

[…] Nach den Lehren von Ursache und Wirkung und so weiter
sind Freiheiten und Glück schwer zu finden.
Selbst, wenn man als Mensch geboren ist,
verbleiben riesige Gebiete ohne Dharma.
Buddhas erscheinen und lehren den Dharma sehr selten.
Vor allem ist es kaum möglich, die Lehren des geheimen Mantra zu hören.

Das Leben steht keinen Augenblick still. Also denke reiflich nach:
Kannst du es dir leisten,
diese Freiheiten und dieses Glück zu verschwenden? […]

Die zehn Bhumis und fünf Pfade sind wie das Hinaufsteigen einer Treppe.
Aufgrund von vollständigen Ursachen und Bedingungen kann man
allmählich Fortschritte machen.
Man soll die Aktivität eines Bodhisattva aufrechterhalten.

Mitgefühl ist die Aktivität der Meditation.
Kontempliere zum Wohl der Wesen über Bodhicitta
und rezitiere Gebete und Widmungen.[…]

Es ist wichtig, gemäß den eigenen Fähigkeiten zu praktizieren.
Fehlerfreie Praxis führt zur Sicht des eigenen ursprünglichen Gesichts.

[Auszüge aus: Die Juwelenschatzkammer guter Ratschläge – Hundert Herzensunterweisungen;
Die Weisheit des Drikung Bhande Dharmaradza (DKV)]

Dieser Artikel wurde aus Auszügen früherer Veröffentlichungen zusammengestellt.
Die vollständigen Versionen können auf unseren Internetseiten nachgelesen werden:

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Zusammenstellung von Tändsin T. Karuna