Bericht zum elfjährigen Bestehen des Drikung Kagyü Verlages

Im Herbst 1994 veröffentlichte das Drikung Zentrum Aachen das erste Buch, das eine deutsche Übersetzung grundlegender buddhistischer Lehren und kurzer Meditationen und Gebete enthielt, wie sie in Tibet seit Jahrhunderten studiert und praktiziert werden. Die Übersetzung erfolgte aus dem englischen Buch „In Search of the Stainless Ambrosia“ von Khenpo Könchog Gyaltsen, der inzwischen zum Khenchen ernannt wurde. Es traf sich, dass wir S.H. Drikung Kyabgön Chetsang Rinpochee bei seiner Ankunft zu einem Deutschland-Besuch kurz vor dem Drucktermin noch um ein Geleitwort bitten konnten.

 

Als S.H. Drikung Kyabgön später das Aachener Zentrum besuchte, sprach er über sein Vorhaben, dass den Zentren und Praktizierenden der Drikung Kagyü Tradition gleiche Texte zur Verfügung gestellt werden sollten, damit die Praktizierenden aller Zentren gemeinsame Übungen und Rezitationen durchführen können. S.H. fand auf seiner Reise rund um den Erdball in den verschiedenen Drikung-Zentren unterschiedliche Zusammenstellungen vor und wollte grundlegende Texte auswählen, die dann für alle Zentren in verschiedene Sprachen übersetzt werden sollten. Dies sollte auch dazu beitragen, allen, die mit der tibetischen Kultur nicht vertraut sind, die Übungen des Vajrayana und die Rezitation von Gebeten und Texten näher zu bringen und den Umgang damit zu erleichtern. Gleichzeitig sollten die Texte in ihrer ursprünglichen Form erhalten bleiben und eingefügte Gebete vom ursprünglichen Text wieder getrennt werden und ggf. separat erscheinen.

Vorgeschichte

Die Situation in Deutschland sah so aus, dass anfangs, d.h. zur Zeit der Zentrumsgründung im Herbst 1982, nur wenige Texte in deutscher Übersetzung in den buddhistischen Zentren der verschiedenen Traditionen vorlagen, die wir verwenden konnten. Wir erhielten dann Texte aus den Staaten, von denen die meisten zuvor unter Anleitung von Khenpo Könchog Gyaltsen, der im Drikung-Zentrum in Washington lebte, ins Englische übersetzt worden waren. Nachdem Lama Sönam Jorphel zusammen mit seinem Übersetzer Ngawang Tsering für einige Zeit nach Deutschland gekommen war, wurden weitere Texte erstellt, indem Lama-la die tibetischen Worte handschriftlich auf entsprechende Vorlagen übertrug.

Der Gebrauch von Computern war seinerzeit noch nicht so verbreitet und es gab auch noch kein Programm, mit dem man tibetische Schriftzeichen hätte eingeben können. Es wurde eine Lautschrift (wie im englischen) erstellt und zusammen mit der englischen Übersetzung mit einer Schreibmaschine unter die tibetischen Zeilen eingefügt. Auf diese Weise entstanden im Drikung-Zentrum in Medelon zahlreiche Texten, die allgemeine Meditationen, den tiefgründigen Pfad von Mahamudra und viele andere Übungen beinhalten. Die Texte wurden entsprechend dem tibetischen Format auf einzelnen Seiten (Pecha) erstellt und in Tücher eingeschlagen, wie es in der tibetischen Tradition üblich war.

Mit dem Erscheinen der Texte gab es auch ausführliche Unterweisungen, die ins Deutsche übersetzt wurden. Wir waren sehr froh und dankbar, dass uns diese Texte zur Verfügung standen, mit denen man durch die Rezitation der tibetischen Lautschrift gemeinsame Übungen durchführen konnte. Für viele war aber die englische Übersetzung im Text nicht ausreichend, um gleichzeitig den Inhalt verfolgen zu können. Manch einer war vielleicht schon froh, wenn er der Rezitation folgen konnte, insbesondere, wenn nach tibetischer Art zwischen den einzelnen Abschnitten gewechselt wurde.

Der Weg zur deutschen Übersetzung

Heute kann man sich kaum vorstellen, welche Bemühungen aufgebracht wurden, um den Buddhismus zu studieren und die Übungen aus dem tibetischen Buddhismus praktizieren zu können. Aber unsere Motivation war groß genug und wir schätzten jedes einzelne Blatt, das uns die Lehre und Anwendung von Übungen näher brachte. Wenn ein tibetischer Lehrer nach Deutschland kam, reiste man quer durchs Land, um Belehrungen zu erhalten und gemeinsam zu praktizieren. Es fehlte an Übersetzern und die meisten tibetischen Lehrer sprachen noch kein Englisch. Häufig wurden zwei Übersetzer benötigt, um aus dem Tibetischen über Englisch ins Deutsche zu übersetzen.

Es gab anfangs auch kaum Bücher oder Abbildungen, an denen wir uns orientieren konnten und den wenigsten war es möglich, die in englischer Sprache erhältlichen Werke zu studieren oder selbst tibetisch zu lernen.

Ich übersetzte mir zunächst mit einem Wörterbuch nach und nach einige Texte, die ich für meine Praxis benötigte, und schrieb die deutsche Bedeutung zwischen die Lautschrift und die englische Übersetzung. Gleichzeitig begann ich damit, Belehrungen zur Praxis, die ins Deutsche übersetzt waren, von Tonbandaufnahmen abzuschreiben und nach Rücksprache mit den Lehrern für die Praktizierenden zu veröffentlichen. So verwendeten manche zunächst diese Abschriften für ihre Übungen, während man bei gemeinsamen Übungen die tibetischen Texte rezitierte.

Jan Sobisch, der inzwischen mit dem Tibetischstudium an der Universität in Hamburg begonnen hatte, übersetzte später die ersten Texte aus dem tibetischen ins Deutsche, so dass wir einige Übungen im Zentrum auch in deutscher Sprache lesen konnten. Später halfen Mitglieder unseres Zentrums dabei, weitere Texte aus dem Englischen zu übersetzen.

Für Neu-Interessierte, die nicht in diesen Prozess hinein gewachsen waren, war es immer wieder schwierig, mit dieser Art von Übung und Praxis vertraut zu werden. S.H. Drikung Kyabgön klopfte mit seinem Anliegen sozusagen an offene Türen und ich erklärte mich bereit, für weitere deutsche Übersetzungen zu sorgen.

Planung

S.H. Drikung Kyabgön hatte auf seiner Reise durch die verschiedenen Länder und Zentren die dort verwendeten Texte gesammelt und sich auch Veröffentlichungen aus anderen Traditionen angesehen. Ich hatte im Laufe der Jahre im Aachener Zentrum eine Anzahl von Texten und Übersetzungen gesammelt, die in Deutschland erhältlich waren und die nun ebenfalls gesichtet wurden. Es wurden auch unterschiedliche Formate in Betracht gezogen, in denen die Übersetzungen veröffentlicht werden sollten. S.H. wägte lange ab, bis er sich schließlich für ein Format entschied, das auch häufig in anderen Gruppen, die mit deutschen oder englischen Texten arbeiten, verwendet wird. Er entschied sich für ein „westliches“ Format, da Neu-Interessierte häufig Probleme hatten, die einzelnen Blätter des tibetischen Formates richtig zu verwenden, bis sie damit vertraut waren. Das Format DIN A5 schien daher am besten geeignet.

Auch wenn es ein Ziel des Projektes war, dass die Texte in den jeweiligen Sprachen rezitiert werden konnten, sollte die Übersetzung zunächst zusammen mit einer Lautschrift des tibetischen Textes erscheinen. So konnte man beide Formen der Praxis miteinander verbinden. Während man bei der persönlichen Praxis die deutsche Übersetzung benutzte, konnte man in der Gruppe gemeinsame Rezitationen anhand der Lautschrift auch in tibetisch durchführen.

Damit die Texte auch in der tibetischen Schrift verfügbar blieben und man sich weiterhin auf sie stützen konnte, sollten sie im Anhang wiedergegeben werden. So können die Schüler mit den Lehrern, die die tibetischen Texte verwenden, die Praxis durchführen und zusammen rezitieren.

Es wurden einige Texte ausgewählt und in verschiedene Gruppen geordnet. Texte, die noch nicht übersetzt waren, wurden ebenfalls zugeordnet, um die jeweiligen Gruppen zu vervollständigen. In diesem Zusammenhang ergab sich auch die Entscheidung, kürzere Texte in verschiedenen Bänden zusammen zu fassen.

Im ersten Band wurden „Meditationen zur täglichen Praxis“ zusammengestellt. Er enthält kurze Texte zur Meditation von Buddha Shakyamuni, Avalokiteshvara (tib. Chänresig), Buddha Amitabha (tib. Öpame), weiße und grüne Tara (tib. Dölma) und andere kurze Übungen sowie eine Guru-Puja von Kyobpa Jigten Sumgön, dem Gründer der Drikung Kagyü Linie.

Der zweite Band enthält Texte im Zusammenhang mit dem „Tiefgründigen fünfteiligen Pfad zur Verwirklichung von Mahamudra (tib. Ngaden)“. Neben der „Herz-Essenz“, in der der gesamte Pfad für die tägliche Praxis in kurzer Form zusammengefasst ist, ist ein ausführlicher Text zur Praxis der so genannten „Vorbereitenden Übungen (tib. Ngöndro)“ sowie eine Praxis des Buddha Amitayus (tib. Tsepame) enthalten, die traditionell zu Beginn eines längeren Retreats durchgeführt wird.

Der dritte Band enthält „Gebete aus Sutras und Tantras“, wie „Die sieben-fachen Opferungen“, das „Herz-Sutra“, die „21 Gebete an Tara“ und andere Texte, durch die die kurzen Übungen ergänzt und erweitert werden können.

Dazu wurden diese Texte auf etwas dunklerem Papier veröffentlicht, so dass sie als eingefügte Texte leicht vom Ausgangstext unterschieden werden können.

Danach sollten weitere Texte folgen, wie: eine Zusammenstellung von Gebeten und Opferungen im Zusammenhang mit den Dharma-Schützern, längere Texte zur Praxis des Deva (tib. Yidam), spezielle Übungen wie die Praxis des Phowa, Chöd und weitere Übungen, von denen inzwischen einige fertiggestellt oder noch in Arbeit sind.

Schließlich wurde dem Projekt auch ein Name gegeben und so entstand der Drikung Kagyü Dharma Text Verlag. Da der Verlag später auch andere Medien herausbrachte, wurde der lange Name auf Drikung Kagyü Verlag (DKV) verkürzt. Nachdem die Texte für die einzelnen Bände zusammengestellt waren, reiste S.H. weiter und unsere Arbeit begann.

Die deutsche Übersetzung

Wir begannen damit, die Texte zu sammeln, soweit sie uns noch nicht vorlagen. Wenn es noch keine deutsche Übersetzung gab oder die Übersetzungen überarbeitet werden sollten, baten wir verschiedene Übersetzer, diese Aufgabe zu übernehmen, da ich selbst kein Tibetisch gelernt hatte. Anfangs gab es viele Schwierigkeiten, die entsprechenden Übersetzungen zu erhalten. Soweit möglich wurde auf deutsche Übersetzungen zurückgegriffen, die uns hauptsächlich von Jan Sobisch zur Verfügung gestellt wurden. Einige Texte mussten aus englischen Vorlagen übersetzt werden, wenn eine direkte Übersetzung aus dem Tibetischen gerade nicht möglich war. Wir nutzten die Besuche tibetischer Lehrer dazu, die Übersetzungen zu besprechen und nahmen auch Abschriften von Belehrungen und andere Übersetzungen zur Hilfe.

Die Darstellung von tibetischen Schriftzeichen

Inzwischen gibt es verschiedene Programme für den Computer, um die tibetische Schrift darzustellen. Zunächst wurden die Texte für den ersten Meditationsband von Mönchen im Drikung Kagyü Institut eingegeben und wir erhielten sie als Diskette. Anfangs gab es Probleme beim Ausdrucken, insbesondere, wenn auch Sanskrit-Silben (wie z.B. in Mantras) enthalten waren. Die Programme haben sich weiter entwickelt und es werden immer wieder neue Programme ausgearbeitet. Sie lassen sich leider nicht immer übertragen und die Texte müssen mitunter für neue Auflagen neu eingegeben werden.

Es haben sich einige Mitglieder des Aachener Zentrums mit der tibetischen Sprache befasst und in die Eingabe der tibetischen Schrift eingearbeitet. Seitdem Lama Tsering Rinpoche in Deutschland lebt, hat er zahlreiche tibetische Texte eingegeben und immer wieder Korrektur gelesen, so dass Fehler in den Neuauflagen ausgeglichen werden konnten. Außerdem hilft uns Ani Sabine vom Drikung-Zentrum Heuchelheim, die auch bei der Erstellung der Lautschrift mitwirkt und mit eigenen Texten das Angebot erweitert.

Die Lautschrift

Neben den Übersetzungen wurde eine neue Lautschrift erstellt, die die Rezitation der tibetischen Texte für deutschsprachige Praktizierende erleichtern soll. Bei der englischen Lautschrift musste man immer darauf achten, entsprechende Regeln zu beachten, wie: „statt j sprich dsch, ….“. Manch einer, der nicht mit Grundkenntnissen der tibetischen Sprache vertraut war, hatte damit Schwierigkeiten. Auch, wenn man mit einer Lautschrift nicht die Feinheiten der tibetischen Aussprache erfassen kann, hat sich die neue Version, die den deutschen Sprachgewohnheiten angepasst ist, inzwischen bewährt.

Herausgabe der Texte

Meditationsband 1Schließlich konnten die tibetischen Texte zusammen mit der Lautschrift und den entsprechenden Übersetzungen in den verschiedenen Textbänden zusammengefasst und veröffentlicht werden. Dazu wurde ein entsprechendes Layout erstellt und Vorlagen zum Vervielfältigen der Texte angelegt. Diese Arbeit, die viel Ausdauer und Geduld erfordert, wurde von Könchog Phaglam (Christian Licht) übernommen, der die tibetischen Texte, Lautschriften und Übersetzungen den entsprechenden Formatierungen anpasste und Seitenzahlen, Bilder usw. einfügte, bis eine druckreife Version vorlag.

Der erste Textband konnte S.H. Drikung Kyabgön bei seinem nächsten Besuch in Aachen im Herbst 1998 vorgelegt werden. Im Jahr 2000 erschien Band 2 rechtzeitig zum Kagyü Ngag Dsö, das S.H. in Aachen durchführte. Während seines Besuches zum 20-jährigen Bestehen des Zentrums erschien Band 3 und S.H. stellte die Gebete und Rezitationen in Verbindung mit den Dharma-Schützern zusammen. Da sie zum Teil schon übersetzt waren, konnten sie bereits 2003 herausgegeben werden.

Die Texte aus den Meditationsbänden wurden nach und nach auch als Einzelhefte umformatiert, so dass man sie auch einzeln verwenden kann. Außer diesen Textbänden wurden ergänzende Texte erstellt, die zu besonderen Anlässen verwendet wurden oder andere Texte, die im tibetischen Format vorlagen, dem neuen Format angepasst.

Die Herausgabe im A5-Format erwies sich als sinnvoll und leicht zu handhaben. Die Inhalte sind übersichtlich dargestellt und ansprechend gestaltet. Wenn man die Ringordner verwendet, kann man verschiedene Texte nach persönlichem Bedarf zusammenstellen.

Texte im tibetischen Format (Pecha)

Im Laufe der Zeit zeigte sich aber auch, dass einige der Praktizierenden das tibetische Format bevorzugten. Daher entschlossen wir uns, die Texte auch als „Pecha“ heraus zu geben. Zu Beginn des Projektes war die Erstellung im Pecha-Format sehr aufwändig, aber mittlerweile erleichterten neue Tibetischprogramme diesen Prozess. Nachdem die Lautschrift erstellt ist und die Übersetzungen überarbeitet sind, können diese jetzt zusammen mit der tibetischen Schrift Zeile für Zeile in die entsprechende Pecha-Vorlagen eingearbeitet werden. In einer Aktion, die viele Monate in Anspruch nahm, wurden dann alle Texte aus dem „westlichen“ Format umformatiert, so dass sie jetzt in beiden Formaten zur Verfügung stehen.

Weitere Veröffentlichungen im DKV

Wir nutzten die Besuche tibetischer Lehrer, um Rezitationen zu den Textbänden und anderen Texten aufzunehmen und als CDs heraus zu geben. So kann man sich die tibetischen Gesänge und Rezitationen anhören und mit seiner eigenen Übung verbinden.

Außerdem wurden nach und nach weitere Bücher von Khenpo Könchog Gyaltsen aus dem Englischen übersetzt und konnten 2004 herausgebracht werden. Der Vertrieb erfolgt in Zusammenarbeit mit dem Otter-Verlag. „Ursachen von Glück und Leid“ wurde noch von Tom Geist übersetzt und nach seinem Tod von Heinz-Werner Goertz und mir überarbeitet. Es folgten die Übersetzungen von „Der fünfteilige Mahamudra-Pfad“ und „Die großen Kaygü-Meister“, die von Heinz-Werner Goertz erstellt wurden.

Im letzten Sommer (2005) wurden neben einer langen Version zum Fastenritual des 1000-armigen Avalokiteshvara eine Reihe von Texten im Zusammenhang mit der Phowa-Praxis überarbeitet und in der deutschen Übersetzung herausgegeben. Dabei wurden die Reihenfolge und Seitenzahlen aus den englischen Versionen, die in Bodhgaya verwendet werden und die inzwischen sehr verbreitet sind, soweit es möglich war übernommen. Die deutsche Übersetzung der langen Buddha Amitabha Sadhana wurde zum Phowa-Kurs vorbereitet und S.E. Ayang Rinpoche vorgestellt. Nach einigen Änderungen und Ergänzungen ist die Fertigstellung eine der nächsten Aufgaben.

Wir haben auch eingeführt, bei längeren Texten die Seitenzahlen des Pecha-Textes vor der Lautschrift im A5-Format anzugeben, so dass man den Rezitationen in beiden Formaten besser folgen kann.

Heute können wir auf eine umfangreiche Sammlung von Texten blicken, die im Zusammenhang mit entsprechenden Übertragungen und Unterweisungen zur Praxis genutzt werden können. Die meisten Texte sind im Katalog unseres Dharma-Shops „Mandala“ und auf den Internet-Seiten zu finden. Besondere Texte, die nur in Verbindung mit einer entsprechenden Erlaubnis benutzt werden dürfen, können nur direkt in den Zentren erhalten werden.

Der nächste Schritt ist vor allem die Bearbeitung von längeren Texten, wie sie z.B. zur Praxis des Deva (tib. Yidam) verwendet werden. Einige ergänzende Texte stehen auch noch auf der Liste und der ein oder andere Besuch unserer Lehrer wird sicher weitere Anregungen bringen.

Außerdem benötigen wir noch viel Zeit zur Bearbeitung von Belehrungen, die von den Zentrumsmitgliedern in den letzten Jahren transkribiert wurden.

Die Umschrift von Eigennamen

Im Zusammenhang mit den Übersetzungen haben wir nach und nach ein internes Wörterbuch erstellt, um im Zusammenhang mit Namen und Begriffen aus Sanskrit oder Tibetisch zu einer einheitlichen Verwendung und Schreibweise zu kommen. Wir hatten uns bereits am Anfang entschlossen, die Sanskrit-Namen zu verwenden, soweit sie vorhanden waren und ggf. den jeweiligen Begriff in Tibetisch dahinter in Klammern anzugeben. In Bezug auf die Schreibweise hatten wir zunächst eine Schreibweise übernommen, die allgemein üblich war und meist aus dem Englischen übernommen wurde.

Die Schreibweise der Sanskrit-Namen wollen wir beibehalten, da sie allgemein verbreitet ist. Ggf. wird sie durch eine Bemerkung zur Aussprache ergänzt (z.B.: sprich Awalokiteschwara). Im Gegensatz dazu haben wir uns nach vielen Überlegungen entschlossen, von jetzt an die tibetischen Namen, die ohnehin sehr unterschiedlich geschrieben werden, der deutschen Lautschrift anzupassen. Auch, wenn dies im ersten Moment etwas ungewöhnlich erscheint, kann man jetzt leichter die Übereinstimmung zu den tibetischen Begriffen sehen und die Aussprache ist einfacher zu erkennen. Die Verbindung zur englischen Schreibweise kann im Einzelfall als Ergänzung hinzugefügt werden.

Diese Schreibweise haben wir in den Phowa-Texten zum ersten Mal angewendet und wollen sie nach und nach auch auf die anderen Übersetzungen übertragen, wenn sie sich bewährt. Bislang gibt es noch keine einheitliche Vorgabe und es scheint, dass verschiedene Gruppen in Deutschland ihre eigenen Versuche unternehmen. Aufgrund von Gewohnheiten gibt es zwar noch einige Kompromisse und Unsicherheiten, aber wir hoffen, dass wir mit diesem Schritt mehr Klarheit in die Aussprache bringen. Ähnliche Entwicklungen findet man z.B. auch in den anderen europäischen Ländern.

Fazit

Nun liegt es elf Jahre zurück, dass S.H. Drikung Kyabgön Chetsang Rinpoche für die Bearbeitung von Texten und anderen Übersetzungen den Drikung Kagyü Verlag gründete. Nachdem er uns damit betraute, die Arbeiten im deutschsprachigen Raum zu koordinieren und zu veröffentlichen, wurden auch Personen benannt, mit denen S.H. auf seiner Reise gesprochen hatte, um die Texte in englischer und chinesischer Sprache zu erstellen. Alle Zentren wurden nach der Rückreise von S.H. Drikung Kyabgön über das Projekt informiert und um ihre Unterstützung und Mitarbeit gebeten.

Nach vielen Erwägungen haben wir trotz aller Schwierigkeiten und Bedenken eine Reihe von Texten und Büchern entsprechend unseren Möglichkeiten fertiggestellt und herausgegeben, um eine Grundlage für die Praxis zu schaffen und wir tauschen mit den tibetischen Klöstern in Indien und Nepal und mit den Zentren in USA Formatvorlagen, Bilder und die tibetischen Texte aus.

Durch weitere Überarbeitungen können Unklarheiten und Fehler nach und nach bereinigt werden. Wir sammeln alle Korrekturen und arbeiten sie von Zeit zu Zeit bei Neuauflagen ein. Bei Änderungen wird die Auflage im Impressum angegeben, so dass jeder sehen kann, welches die überarbeitete Version ist, um ggf. kleinere Änderungen im alten Text vorzunehmen. Es wird auch ein Zeitpunkt kommen, an dem man einige Texte völlig neu herausgeben muss.

Ideal wäre es, wenn ein tibetischer Lehrer, der deutsch sprechen kann, mit einem deutschen Übersetzer, der tibetisch kann, zusammen arbeitet und beide mit der entsprechenden Praxis vertraut sind. Auf diese Weise wurden die indischen Texte in Tibet eingeführt. Es gab mehrere Phasen großer Übersetzertätigkeiten, bis die Worte des Buddha im tibetischen „Kangyur“ und die Kommentare der indischen Meister im „Tengyur“ in tibetischer Sprache vorlagen. Die Übersetzungen wurden immer wieder überarbeitet, bis die Texte verschiedener Übersetzer miteinander übereinstimmten. Später wurden weitere Texte und zahlreiche Kommentare von verwirklichten Meistern und großen Gelehrten direkt in der tibetischen Sprache verfasst.

Heute werden Texte, die nicht mehr in der ursprünglichen Sprache vorliegen, aus dem Tibetischen zurückübersetzt, da diese Übersetzungen als besonders korrekt angesehen werden. Aus diesen Erwägungen ist es von Bedeutung, dass die tibetischen Texte erhalten bleiben.

Obgleich viele Texte in Tibet verloren gingen oder während der Kulturrevolution zerstört wurden, werden in den Klöstern die noch vorhandenen Schriften gesammelt und bewahrt. So gibt es zahlreiche Texte und Kommentare, die noch nicht in westliche Sprachen übersetzt sind. Es wird viel unternommen, damit dieser Schatz erhalten bleibt und auch westlichen Praktizierenden zum Studium des Buddha-Dharma und zur gemeinsamen und persönlichen Praxis zur Verfügung steht.

Wir möchten an dieser Stelle allen danken, die durch ihre Mitarbeit oder materielle Unterstützung dazu beigetragen haben, dass sich das Projekt gut entwickeln konnte und die hier nicht alle namentlich genannt werden konnten.

Möge diese Arbeit die Praktizierenden unterstützten und viele Früchte tragen!

          Tändsin Tschödrön Karuna (Elke Tobias), Herbst 2005