Ethische Selbstverpflichtung

[Nachfolgend haben wir eine gekürzte Version nach den Richtlinien der DEUTSCHEN BUDDHISTISCHEN UNION (DBU) eingestellt.
Diese für unsere kleine Gemeinschaft zusammengefasste Version enthält die wesentlichen Punkte der von der DBU erstellten Selbstverpflichtung, die ggf. erweitert oder weiterentwickelt werden können. Der vollständige Text der Selbstverpflichtung findet sich hier: Freiwillige Ethische Selbstverpflichtung der DBU]

Als buddhistische Gemeinschaft und als Praktizierende fühlen wir uns den ethischen Richtlinien verpflichtet, die der Buddha aufgezeigt hat. Wir bemühen uns aufrichtig darum, diese Richtlinien in unserem Leben und unserem Zentrum umzusetzen. Gleichzeitig berücksichtigen wir die Gesetzgebung und die ethischen Werte der Gesellschaft, in der wir leben.

Wir bemühen uns um heilsame Handlungen

Wir bieten den Menschen in unserer Gemeinschaft und in Praxisgruppen eine Gesprächskultur an, die geprägt ist von Offenheit, gegenseitiger Wertschätzung, respektvoller Kritik, einem positiven Verhältnis zur Selbstverantwortung und der Bereitschaft, Fehler freundlich und konstruktiv zu benennen, anzuerkennen und aus ihnen zu lernen.

Wir fördern Menschen darin, heilsame und förderliche Beziehungen untereinander und zwischen Dharmalehrer:innen und Schüler:innen zu pflegen.

Wir klären Menschen über die Dynamiken von Grenzverletzungen und Machtmissbrauch sowie über angemessene und unangemessene Erwartungen an eine Gemeinschaft, ein Zentrum oder Dharmalehrer:innen auf.

Wir wissen um die besondere Verantwortung des Umgangs mit Kindern und Jugendlichen. Wir achten darauf, dass ausschließlich fachlich und menschlich gut geeignete Personen in dieser Arbeit aktiv sind.

Wir bestärken Menschen darin, sich bei Interesse über andere Religionen und andere buddhistische Schulen unvoreingenommen zu informieren, diese kennenzulernen und einen offenen, freundlichen und respektvollen Austausch mit ihnen zu pflegen.

Wir informieren über geeignete Ansprechpartner:innen, beispielsweise die DBU-Ansprechpersonen für Missbrauchsfälle in buddhistischen Gemeinschaften, an die Menschen sich vertrauensvoll wenden können, sollten sie den Eindruck haben, diese ethische Selbstverpflichtung werde ihnen gegenüber verletzt.

Wir unterlassen unheilsame Handlungen

Wir setzen Menschen in unserer Gemeinschaft und in Praxisgruppen keinerlei Form von Gewalt, Grenzverletzung, Entwürdigung oder Machtmissbrauch aus (sexualisiert, körperlich, verbal, emotional, finanziell).

Insbesondere als Meditations- und Dharmalehrer:innen sind wir uns des Machtgefälles zu unseren Schüler:innen bewusst. Dieses Machtgefälle werden wir nicht missbrauchen. Darum verführen wir unsere Schüler:innen nicht, noch lassen wir uns von ihnen in unbedachte sexuelle Beziehungen verführen.

Als Dharma-Schüler:innen sind wir uns darüber bewusst, dass es im intensiven menschlichen Miteinander eines Retreats oder sonstiger buddhistischer Veranstaltungen zu Gefühlen des Hingezogenseins kommen kann. Mit solchen Gefühlen gehen wir verantwortlich um, sowohl gegenüber uns selbst als auch den Menschen, auf die sich diese Gefühle richten.

Nach einem buddhistischen Retreat lassen wir eine angemessene Zeit (empfohlen wird mindestens ein Jahr) verstreichen, bevor wir erwägen, eine sexuelle Beziehung zu einer Kursteilnehmerin oder einem Kursteilnehmer einzugehen. Die Lehrer-Schüler-Beziehung sollte dann sowohl formal als auch innerlich beendet sein, damit sich die Beziehung auf Augenhöhe und ohne Machtgefälle entwickeln kann.

In unserer Gemeinschaft sehen wir davon ab, Menschen in Lügen, Vertuschungen, Geheimnisse und elitäre Zirkel einzubinden, die sie von ihren Mitpraktizierenden isolieren, ihren eigenen ethischen Grundsätzen entfremden
oder in Gewissenskonflikte treiben.

Wir setzen Menschen keinen Strukturen aus, die absoluten Gehorsam verlangen und Abhängigkeit und Hilfsbedürftigkeit nach sich ziehen.

Wir nutzen Menschen in ihrem Idealismus oder ihrer existenziellen Abhängigkeit (Lebensunterhalt) nicht aus, indem wir ihre Zeit und ihr Engagement unangemessen in Anspruch nehmen.

Wir nutzen Menschen nicht in ihrer Spendenbereitschaft aus, indem wir sie zu Spenden überreden oder aber ihre Spenden zweckentfremdet verwenden.

Wir grenzen Menschen nicht aus und bringen ihre Stimme weder auf offene noch auf subtile Weise zum Schweigen, wenn sie Kritik üben.

Wir unterlassen es, Menschen aufgrund individueller oder kollektiver Merkmale zu diskriminieren. Nicht zu diskriminieren bedeutet, ein Umfeld frei von Einschüchterung, Anfeindung, Erniedrigung, Entwürdigung oder Beleidigung zu schaffen.

Wir verleiten Menschen nicht zu Vorurteilen und Intoleranz, indem wir andere Religionen oder die Lehren anderer buddhistischer Schulen pauschal und undifferenziert kritisieren.

Wir verengen ihren Blick nicht, indem wir unser buddhistisches Verständnis, unsere Praxisformen und unsere Dharmalehrer:innen pauschal und undifferenziert als besten oder einzigen Weg zu Glück und Befreiung darstellen.

Drikung Sherab Migched Ling,
Zentrum für tibetischen Buddhismus e.V., Aachen