Weiße Tara Drubchö mit Khenpo Konchok Choskyab im Juli 2014
Die Meditation und Mantra-Rezitation der Tara ist eine der bekanntesten Übungen des tibetischen Buddhismus. Tara erscheint in unterschiedlichen Formen. Ihre weibliche Aktivität umfasst verschiedene Bereiche des Lebens und führt schließlich zur Befreiung aus dem Kreislauf des Leidens.
Die Form der weißen Tara gilt als besonders wirksam in Bezug auf die Lebenskraft. Sie schützt insbesondere vor Krankheiten und einem vorzeitigen Tod. Ausgeführt werden kann die Praxis zum Nutzen für sich selbst und andere. (Eine ausführlichere Beschreibung findet sich in diesem Artikel.)
Nachdem Lama Kunsang Rinpoche im April diesen Jahres die Einweihung in die Weiße Tara gegeben hatte, durch die wir ermächtigt wurden, die Visualisierung durchzuführen und das Mantra zu rezitieren, war es nun an Khenpo Konchok Chökyab, uns mit der Meditationspraxis vertraut zu machen. Nach seinem umfassenden Studium nicht nur der Lehren der Drikung Kagyü, sondern auch der Sakya und Gelug Tradition, ist er inzwischen einer der verantwortlichen Khenpos am Kagyü College in Dehra Dun.
Auf dem Zeitplan standen an diesem Wochenende, wie in einem Drubchö üblich, vier Meditationssitzungen pro Tag sowie eine einstündige Praxiseinheit zu Beginn am Vorabend und eine zweistündige abschließende Sitzung Montagmorgen.
Die beiden Haupttage begannen jeweils um 7 Uhr morgens mit zwei Stunden Praxis, in denen der Text wechselweise in tibetischer und deutscher Sprache rezitiert wurde. Nach der Frühstückspause folgten weitere zweieinhalb Stunden, die von Khenpo Choskyab mit kurzen Erklärungen z.B. zur Motivation, Mantra-Rezitation und Visualisierung eingeleitet wurden. Unter anderem ging er darauf ein, welche unterschiedlichen Aktivitäten Praktizierende verwirklichen, je nachdem ob sie das Mantra für alle hörbar, sehr leise oder nur im Geist rezitieren.
Am Nachmittag wurde in drei Stunden neben der Meditation der weißen Tara auch die Dharma-Schützer-Praxis ausgeführt. Diese Zusammenstellung von Bittgebeten, Opferungen und Lobpreisen an die Schützer der Drikung Kagyü Linie dient dazu, Hindernisse zu überwinden und günstige Bedingungen zu schaffen. Nach einer weiteren zweistündigen Praxiseinheit am Abend endete der Tag um 21 Uhr.
Zur Unterstützung bei der Ausrichtung auf die Praxis war es hilfreich, auch während der Mahlzeiten bzw. Pausenzeiten im Zentrum zu bleiben, selbst wenn nicht alle Teilnehmenden im Zentrum übernachteten oder alle zehn Meditationseinheiten des Drubchö besuchten.
Möglich wurde dies unter anderem durch die tatkräftige Hilfe von Niko, der für das leibliche Wohl in den Mittagspausen sorgte. Er nahm zwar selber nicht am Retreat teil, trug aber durch seine Unterstützung der Teilnehmer zum Wohle aller bei. Auch Ani Sherab Dolma, die als deutsche Nonne am Kagyü College in Dehra Dun studiert und Mitglied der Übersetzer- und Forschergruppe "Lehre und Praxis der Drikung Kagyüpa" ist, erleichterte uns mit ihrer sehr lebendigen Übersetzung der Erklärungen des Khenpo den Zugang zur Praxis.
Dorothee Söndgen