Alles begann mit einer Idee, welche Christian in einer Donnerstagsstunde äußerte. Er schlug vor, ein Wochenende nach Belgien zu fahren, um mehr Zeit für Meditation und Gespräche über den Buddhismus zu haben. Außerdem wäre das eine super Gelegenheit, zusammen etwas zu unternehmen und sich noch besser kennenzulernen.
Die Zustimmung unter den Studierenden war groß, woraufhin ein passender Termin, eine Unterkunft und drei “Taxifahrer” organisiert wurden. Schon auf dem Weg nach Belgien hatte man die Gelegenheit, interessante Gespräche zu führen und sich, über die Themen der Donnerstagsgruppe hinaus, auszutauschen.
Im ländlichen Belgien angekommen, wurden dann gleich die Unterkunft inspiziert und die Zimmer in Beschlag genommen. Während die ersten begannen, den Garten und die nähere Umgebung zu erkunden, trudelte nach und nach auch der Rest der Gruppe ein. Freunde waren in dem kleinen Dorf überraschend schnell gefunden. Blökende Schafe, trabende Pferde und fressende Kühe hatten uns scheinbar schon sehnlichst erwartet.
Später am Abend wurde dann gemeinschaftlich eine vielfältige Gemüsesuppe zubereitet, welche uns dazu brachte, direkt am kommenden Tag noch einmal unsere Vorräte aufzufüllen. Den Abschluss des ersten Tages bildete eine Meditation.
Der darauffolgende Morgen begann mit einem Spaziergang im morgendlichen Nebel, vorbei an einer Pferdewiese. Da uns das Wohl der Pferde mehr am Herzen lag als unser eigenes, wurde bevor wir dazu kamen, erst Ihr Hunger gestillt. Wie in einem anständigen Kloster üblich, gab es das Frühstück erst nach der ersten Meditation.
Gut gestärkt ging es dann auch schon erneut ‘auf den Boden der Tatsachen‘ zurück und in die erste große Diskussionsrunde zum Thema ‘Stolz’. Anfangs wurde noch daran gezweifelt, dass eine Gruppe von so vielen sozial fortgeschrittenen Menschen überhaupt etwas über ein so törichtes Thema zu berichten hat. Weit gefehlt. Es hat sich eine lebhafte Diskussion auf hohem Niveau entwickelt, in welche jeder seine Alltagserfahrungen mit einbringen konnte. Die Diskussion verband buddhistische Grundsätze mit westlicher Psychologie und wurde aus erstaunlich vielen Perspektiven belichtet. Aus dem Gruppengespräch konnten wir für den Alltag vieles mitnehmen, z.B. die Widmung von Erfolgen. Nach dieser intensiven Lehrstunde hatten viele Probleme, ihre Beine wieder in eine einigermaßen gerade Stellung zu überführen. Was aber mit der anschließenden Wanderung an der Ourthe wieder kompensiert wurde.
Die ganze Rundtour ging knappe 14 Kilometer und war gefüllt von vielen interessanten Gesprächen untereinander. Die Gesprächspartner konnten ganz angenehm, je nach Belieben, gewechselt werden und es entstanden immer wieder neue Gedanken und Ideen.
Die leicht hügelige Landschaft mit ihrem weiten Blick über die Laubwälder wirkte sehr beruhigend. Und trotz der kühlen Jahreszeit weckte der Fluss bei dem ein oder anderen große Badelust. Obwohl Anfangs große Skepsis bezüglich der Wassertemperatur herrschte, entschloss sich dann doch noch mehr als die Hälfte der Gruppe, mit oder auch ohne Badesachen eine Runde zu planschen. Ein paar wagemutige schwammen sogar bist zur anderen Uferseite und zurück, was jedoch nicht ohne Konsequenzen blieb. Recht unterkühlt wurde die Wanderung so gut es ging fortgesetzt.
Nachdem sich alle eine Stunde später wieder auf Körpertemperatur gewandert hatten, konnten auf einer Anhöhe die letzten Sonnenstrahlen genossen werden. Wie durch eine stille Übereinkunft waren alle von jetzt auf gleich auf dem Boden in Stille versunken und zur Sonne ausgerichtet.
Als nach vier Stunden Wanderung der Blutzuckerspiegel auf ein Minimum gesunken war, stieg der Wunsch nach der belgischen Spezialität ins Unermessliche. Nach einem ganzen Tisch voll Kartoffeln und einem extra Tablett mit zahlreichen Soßenvarianten, die es zu ergattern gab, konnte nur noch recht spartanisch meditiert werden.
Was an dem Abend zu kurz gekommen war, wurde am nächsten Morgen umso ausgiebiger nachgeholt. Aufgrund des guten Wetters am Abreisetag konnte der Vorgarten mittels Gehmeditation noch einmal genauer unter die Lupe genommen werden. Bei dem Untergrundangebot kam kein noch so leiser Wunsch zu kurz. Von sanftem Rasen über ebene Betonbegrenzungen bis hin zu intensivem Peeling durch spitze Kieselsteine war alles dabei.
Den krönenden Abschluss bildete dann ein Weizen-Gemüse-Curry mit Baguette und einer hervorragenden Curry-Margarine. Gut gesättigt wurde das Haus dann wieder in seinen Ursprungszustand zurück versetzt, Fahrgemeinschaften gebildet und die Rückreise angetreten.
Zuhause, in der Donnerstagsgruppe angekommen, wurde gleich ein einstimmiges Fazit gezogen und sich nach nächsten Ausflugszielen umgeschaut:
Vielleicht dieses Mal ein „Wochenende“ in Indien 😉
Tobi, Niko, Jens