Hannelore Röggla
Streben nach Erkenntnis oder
Die unbezwingbare Freude zu sein
Ein buddhistischer Wegweiser
Buchschmiede Verlag 2024
316 Seiten, Softcover, 21 x 13,5 cm
ISBN 978-3-99125-674-8
27,90 €
Wir streben nach Erkenntnis, weil wir sie nicht haben. Vielleicht haben wir eine Ahnung davon, was sie sein könnte. Im Internet finden lässt sie sich sicher nicht. Dort gibt es nur jede Menge Informationen, aber nicht „Erkenntnis“.
„Streben nach Erkenntnis oder Die unbezwingbare Freude zu sein“ lautet der Titel des soeben erschienenen Buches von Hannelore Röggla. Der Untertitel deutet es an: Es geht bei dem „Streben nach Erkenntnis“ auch um unsere Art und Weise „zu sein“ und darum, ob oder wann es eine „unbezwingbare Freude“ ist, zu sein.
Die Idee vom Glück der Erkenntnis und ihrer befreienden Kraft gibt es keineswegs nur im Buddhismus oder in den ‚östlichen‘ Traditionen. Sie existiert ebenso in der antiken ‚westlichen‘ Philosophie.
Hannelore Röggla, Jahrgang 1954, studierte Physik und Medizin. Sie arbeitete als Ärztin und Psychotherapeutin in Wien und ist seit einigen Jahren in Pension. Sie ist seit vielen Jahren Buddhistin und Leiterin eines kleinen Meditationszentrum in Wien.
In ihrem neuen Buch begibt sie sich auf eine Wanderung durch ‚westliche‘ und ‚östliche‘ Gedankenwelten und fragt, wie die Wege und die ‚Fahrzeuge‘ beider Traditionen zueinanderstehen. Das erste Kapitel („Auf der Suche nach der Wirklichkeit“) erkundet: „Orte und Verortung westlicher Erkenntnissuche / Was verstehen wir – im Westen – unter dem Geist? / Geist (und Materie) im philosophischen Diskurs Wirklichkeit aus westlicher Sicht“
Hannelore Rögglas Ausführungen rufen uns dabei ins Gedächtnis, auf welchen Grundlagen unser modernes ‚westliches‘ Denken und unser Welt- und Menschenbild erwachsen sind. Die „wahre Wirklichkeit“ befindet sich schon für Platon (427-347 v.Chr.) „jenseits der sichtbaren Dinge und Menschen können nur einen Teil, einen Schatten der Wirklichkeit, wahrnehmen.“ (S. 23) Zur Wirklichkeit gelangen wir nach Platon nur, indem wir uns von der Fesselung an diese Schattenwelt befreien und uns umwenden.
Wie sehr sich die westliche Erkenntnisbemühung seit Platons Tagen gewandelt hat – bis hin zur modernen Wissenschaft – zeichnet Hannelore Röggla in den Anfangskapiteln in großen, gut nachvollziehbaren Schritten nach, um im anschließenden und ausführlicheren Teil des Buches eine Einführung in die Grundlagen der buddhistischen Lehre und Praxis, mit Schwerpunkt auf dem tibetischen Buddhismus, zu geben.
Dabei ist es ihr ein wichtiges Anliegen, eine „Darstellung der buddhistischen Sichtweise [zu geben], die den westlichen Hintergrund und unser erworbenes Wissen miteinbezieht.“ (S.10) Denn die „Beschreibung der Wirklichkeit im Tibetischen Buddhismus folgt verständlicherweise den alten asiatischen Traditionen“ und die „Gleichsetzung von einzelnen Begriffen mit denen von vertrauten Modellen führt zu Unschärfen und Missverständnissen.“ (ebd.)
Das Buch von Hannelore Röggla ist selbst aus einem persönlichen Streben nach Erkenntnis hervorgegangen; und das schließt für sie ein, die Quellen von Missverständnissen bewusstzumachen und Irrtümer zu korrigieren. Darüber hinaus möchte die langjährig buddhistisch Praktizierende aber auch vermitteln, auf welche Weise wir in meditativer Praxis und philosophischem Nachdenken einen authentischen Zugang zum Buddhismus finden können. Das Besondere an dem von ihr gewählten Zugang beschreibt sie so:
„Die Leser werden dort abgeholt, wo sie sich in ihren Konzepten und Vorstellungen tatsächlich befinden: unter dem kulturellen Einfluss einer westlichen Sicht, die von christlicher Tradition, philosophisch-humanistischen Vorstellungen der alten Griechen und einem modernen wissenschaftlich materialistischen Weltbild geprägt ist.
Ungewöhnlich ist auch die Verbindung von genauer Analyse mit symbolischen Darstellungen. Ich verwende sowohl traditionell europäische als auch buddhistische Symbole. Beide Teile – Analyse und kreativer Zugang – ergänzen einander und erleichtern das Verständnis von Zusammenhängen.
Das Buch ist, meiner Meinung nach, ein neuartiges und längst überfälliges Werk. Es bietet in einer verständlichen Sprache Einblick in die buddhistische Erkenntnissuche und vermittelt, so hoffe ich, wie spannend diese Suche sein kann.
Lassen Sie sich von der uralten Tradition der buddhistischen Weisheitslehre und meiner Art der Darstellung ein Stück weit verführen. Sie zeigt uns, wie eng Weisheit, Mitgefühl und höchste Freude miteinander verbunden sind.“
Wir meditieren und denken heute. Aber wo stehen wir heute?
Das kenntnisreiche und aus ernsthaften Erkenntnisstreben geschriebene Buch von Hannelore Röggla kann uns helfen, diesen Ort klarer zu sehen und uns auf unserem eigenen Weg besser zu orientieren.
Rolf Blume
Das Buch ist im Mandala Dharma-Shop vor Ort sowie über den Online-Shop erhältlich.