Die neue Statue des Buddha Amitabha im Aachener Zentrum

Es war ein lange gehegter Wunsch einiger Zentrumsmitglieder, so dass beim Besuch von S.E. Ayang Rinpoche anlässlich der Einweihung des neuen Zentrumshauses im Herbst 1999 sein Vorschlag, eine größere Statue anzuschaffen, mit Freude aufgenommen wurde. Insbesondere empfahl uns Rinpoche eine Buddha Amitabha Statue anfertigen zu lassen, bei deren Besorgung er behilflich sein wollte.

Noch während seines Besuches wurde eine große Menge Mantras kopiert und von den Mönchen der Drikung Kagyü World Peace Tour mit Safranwasser bestrichen. Diese Mantras dienen der Füllung von Statuen. Ein Satz dieser Kopien ist für Statuen ab ca. 40 cm vorgesehen, da ab dieser Größe der Innenraum der Statue genügend Platz für die Mantra-Rollen bietet. Es wurden für die große Statue damals ca. 100 Sätze kopiert.

Wir rechneten damals allerdings nicht damit, dass diese Mantras für mehrere Jahre unter dem Altar des Meditationsraumes verbleiben sollten. Anfang dieses Jahres war es dann endlich soweit, dass wir sie wieder hervorholen konnten, denn eine wunderschöne in Nepal hergestellte Statue des Buddha Amitabha hatte den weiten Weg in unser Zentrum gefunden.

Zunächst stand die Statue für einige Zeit auf einem Tisch vor dem Altar, da die Tiefe des Altars nicht für die Ausmaße der Statue ausgelegt war und das Füllen der Statue noch erfolgen musste. Die Teilnehmer der regelmäßigen Kurse und alle, die den Meditationsraum betraten, waren von der edlen Ausstrahlung der Statue beeindruckt.

Glücklicherweise hatten wir Drubpön Champa Rigzin schon im letzten Jahr für Februar diesen Jahres eingeladen und so konnten wir unter seiner fachkundigen Anleitung und Unterstützung die Vorbereitungen, das Füllen und das Verschließen der Statue gemeinsam durchführen. Ein Großteil der Statuen im Altar des Zentrums wurde von ihm gefüllt, zum Teil auch bemalt und letztendlich gesegnet. Insbesondere die größeren Statuen von Kyobpa Jigten Sumgön und Achi Chökyi Dölma, die vollständig bemalt sind, zeigen die künstlerischen Fähigkeiten von Drubpön Champa.

Statuen sind von vielfältigem Nutzen. Sie dienen zunächst zur Inspiration, indem man sich bei ihrem Anblick an die Qualitäten der dargestellten Buddha oder Bodhisattvas erinnert und sich ihrer Güte bewusst wird, mit der sie sich unermüdlich für das Wohl der Wesen einsetzen. Dadurch wird man ermutigt, ihrem Beispiel zu folgen und seine Handlungen und Gedanken in diese heilsame Richtung zu lenken.

Des Weiteren helfen sie, spirituelles Verdienst anzusammeln, in dem man z.B. Opferungen vor ihnen ausführt oder Wunschgebete spricht. Dabei sollte man sich bewusst sein, dass die Buddhas und Bodhisattva diese Opferungen nicht benötigen. Vielmehr drückt die Darbringung von materiellen oder geistigen Opferungen die eigene Wertschätzung ihnen gegenüber aus und die Überzeugung, dass weltliche Güter oder Sinnesgenüsse letztendlich keine geeigneten Mittel für die Erlangung der Erleuchtung zum Wohle der Wesen sind.

Hierfür ist es jedoch von großem Vorteil, wenn die Statuen gefüllt sind, die Augen geöffnet wurden und die Segnung durchgeführt wurde. Dadurch wird eine Statue zu einem Zufluchtsobjekt, das von dem jeweiligen Buddha oder Bodhisattva ungetrennt ist. Daher hat insbesondere im Vajrayana das Füllen und Segnen von Statuen einen großen Stellenwert. Zudem wird berichtet, dass gefüllte und gesegnete Statuen schon des Öfteren gesprochen haben.

Bevor man mit dem eigentlichen Füllen der Statue beginnen kann, gilt es einige Vorbereitungen durchzuführen. Zunächst muss das Innere der Statue von allen Resten des Gießvorganges gereinigt werden. Insbesondere bei kleineren Statuen gestaltet sich dies oft schwierig, da die Öffnung zum Kopf oft verschlossen oder sehr eng ist. Häufig befinden sich auch noch Kohle oder Kohlereste im oberen Teil der Statue. Auch Metallüberstände sollten möglichst aus dem Inneren der Statue entfernt werden. Es heißt, dass aufgrund des abhängigen Entstehens dieser Vorgang des Reinigens für einen selbst gute Anlagen schafft, die sich in einer neuen Existenz günstig auf die körperlichen und geistigen Gegebenheiten auswirken.

Wenn die Statue noch keine Bemalung hat, kann das Innere mit Wasser ausgewaschen werden. Man sollte aber vorsichtig sein, wenn schon die Bemalung vorgenommen wurde, da sich manchmal kleine Löcher in der Statue befinden, die dann eine Schädigung der Bemalung durch das Wasser bewirken. Sind Löcher an der Statue vorhanden, ist es wichtig, sie mit Klebstoff oder Acryl zu verschließen, damit später keine Tiere und Feuchtigkeit in die Statue eindringen können.

Gerade bei großen Statuen, die aus mehreren Teilen zusammengesetzt werden, bleiben an den Schweißstellen häufig Öffnungen zurück. So mussten auch wir einige Stellen der Buddha Amitabha Statue mit Acryl schließen. Das Innere der Statue wird dann mit Safranwasser oder einer Tinktur aus den fünf Bestandteilen eingestrichen, die wir auch für das Bestreichen der Mantras des großen Gebetsrades im Garten des Zentrums verwendet haben.

Den Kern der Füllung bildet ein konisch zulaufender Stab, der aus Wacholder oder einem anderen geeigneten Holz hergestellt wird. Die Länge des Stabes reicht von der Sitzfläche bis zum Scheitel der Statue und er hat vier flache Seiten. An verschiedenen Stellen des rot bemalten Stabes werden nun Mantra-Rollen angebracht. Diese müssen zuvor aus mit Safran eingestrichenen Blättern ausgeschnitten und teilweise zusammengeklebt werden. Diese zum Teil sehr langen, schmalen Papierstreifen werden dann eng aufgerollt und am Ende verklebt, so dass sie sich nicht wieder abrollen können. Zu wissen, welche Silben und Mantras an welche Stelle des Stabes gehören und dazu noch in welcher Reihenfolge gehört zu den Fähigkeiten eines buddhistischen Meisters. Drubpön Champa war sich da seiner Sache ganz sicher.

Die Mantra-Rollen werden mit Klebstoff und Fäden am Stab befestigt. Anschließend wird alles in ein kostbares Tuch fest eingewickelt. Damit ist das Herz der Statue fertiggestellt. Der Stab wird nun in der Mitte der Statue positioniert und es werden verschiedene getrocknete Blüten, Blütenblätter und weitere Mantra-Rollen um den Stab herum in die Statue eingebracht, bis der gesamte Körper der Statue gefüllt ist. So wird die Position des Stabes stabilisiert. Bei großen Statuen empfiehlt es sich, am unteren Ende des Körpers zur Abgrenzung und Festigung eine stabile Platte einzufügen, so dass die Füllung nicht mehr verrutschen kann.

Im Bereich des Lotus, auf dem Buddha Amitabha sitzt, können nun wertvolle Gegenstände wie Schmuck, Edelsteine, Gold, Silber usw. als Opferung in die Statue eingebracht werden. Aufgefüllt wird dieser Bereich dann mit weiteren Blütenblättern, die soweit als möglich verdichtet werden.

Den Abschluss bildet eine Metallplatte, die meistens aus Kupfer ist. Ihre Abmessungen sind größer als die Öffnung der Statue. Nach dem einstreichen des Bodens mit Klebstoff wird das Metall abschnittsweise an der Statue hochgebogen. Da die Metallplatte dicker ausgeführt sein muss, um das Gewicht der Füllung zu halten, ist hier ein Hammer von Nöten. Zur Sicherheit haben wir dann am Übergang der Bodenplatte zur Statue noch einmal Silicon zur Abdichtung verwendet, um die Möglichkeit, dass Tiere oder Feuchtigkeit in die Statue gelangen, zu verhindern.

Wenn eine Statue noch keine Bemalung erhalten hat, sollte diese nur erfolgen. Traditionellerweise wäre dies auch die eigentliche Reihenfolge, zumindest was das Malen bzw. Öffnen der Augen angeht. Heutzutage ist es aber häufig so, dass die Statuen schon in Nepal ihre Bemalung erhalten, da dies dort in größerer Perfektion von den handwerklich sehr geschickten Nepalis ausgeführt werden kann.

Im Allgemeinen wird das Gesicht mit Gold bemalt. Dafür ist es wichtig, schon bei einer unbemalten Statue darauf zu achten, dass die Gesichtszüge gut geformt und glatt sind. Das Gesicht ist der optisch wichtigste Teil der Statue.

Abschließend wird die Statue mit speziellen Gebeten und Mantras von einem Meister gesegnet. Damit wird ihr sozusagen Leben eingehaucht oder die Verbindung zu den Buddhas und Bodhisattvas hergestellt. Dabei wird Reis gesegnet und auf die Statue geworfen. Nach Beendigung der Zeremonie kann man vor der Statue als Verkörperung der Zufluchtsobjekte Opferungen darbringen.

Wir sind sehr glücklich, dass es nun die große Buddha Amitabha Statue in unserem Zentrum gibt. Mittlerweile hat sie den Platz in der Mitte des Altars eingenommen, in dem wir provisorisch die Rückwand des Mittelteils des Altares entfernt haben. Langfristig möchten wir den Altar durch einen neuen ersetzen, da z.B. die Schriften und Tormas auch jetzt schon keinen Platz im Altar finden. Dies ist jedoch ein Projekt, für das uns im Moment die notwendige Zeit und Gelder fehlen.

Bericht von Christian Licht

Aus Rundbrief 3/2007