Drei Schulungen – ein Weg

Khenchen Könchog Gyaltsen Rinpoche im Mai zu Gast im Zentrum

Wir freuen uns, nach einer ganzen Reihe von Jahren Khenchen Könchog Gyaltsen Rinpoche im April wieder im Aachener Zentrum begrüßen zu dürfen. Viele werden ihn persönlich schon einmal erlebt haben oder eines seiner Bücher (aus dem Drikung Kagyü Verlag) kennen, so z.B. seine sehr lesenswerte Einführung in die „Grundlagen des tibetischen Buddhismus“ mit dem Titel „Auf der Suche nach dem Reinen Nektar des Langen Lebens“

Rinpoches umfassende Gelehrtheit und tiefe Praxiserfahrung haben ihn in vielen buddhistischen Zentren weltweit zu einem begehrten Lehrer gemacht. Umso schöner, dass er in diesem Jahr wieder einmal nach Aachen kommt.

Das Thema seines Seminars am erweiterten Pfingstwochenende lautet: „Die drei Schulungen im Buddhismus“. Je nachdem, wie man es auslegt, ist dieses Thema schon fast deckungsgleich mit dem Buddhismus überhaupt. Welche Schwerpunkte und Aspekte Rinpoche auswählen wird, macht das Seminar zusätzlich spannend. Wir können aber sicher sein, dass seine Ausführungen und seine Hinweise für die Praxis sehr fundiert und inspirierend sein werden.

Werfen wir zur Einstimmung und Erinnerung einen kurzen Blick auf die Basisinformationen. Welches sind die drei Schulungen? Wer und was und wozu wird geschult?

Heute schlägt man für solche Fragen nicht mehr nur im Lexikon nach oder sucht im Internet herum. Die rasante Entwicklung der KI macht es möglich, eine Frage wie „Was sind die drei Schulungen?“ direkt an die KI zu stellen. Spezifisch auf den Buddhismus und buddhistische Lehrinhalte bezogen, ist inzwischen auch ein eigener buddhistischer „Chat Bot“ im Netz zu finden: https://norbu-ai.org

Fragen wir ihn „Was sind die drei Schulungen?“, so erhalten wir eine durchaus differenzierte und korrekte Antwort:

„Die drei Schulungen im Buddhismus umfassen die Praxis der Sila (ethisches Verhalten), Samadhi (Konzentration) und Prajna (Weisheit). Diese Elemente sind eng miteinander verbunden und unterstützen sich gegenseitig auf dem Weg zur Erleuchtung.

  1. Sila: Ethik oder moralisches Verhalten ist die Grundlage für die geistige Entwicklung. Es beinhaltet das Einhalten von ethischen Grund-sätzen, die darauf abzielen, Schaden von anderen Lebewesen fernzuhalten und ein harmonisches Zusammenleben zu fördern. Die Praxis von Sila beinhaltet typischerweise das Einhalten der fünf Übungsregeln: Nicht töten, nicht stehlen, keine unheilsamen sexuellen Beziehungen pflegen, nicht lügen und keine berauschenden Mittel zu sich nehmen, die das Bewusstsein trüben.
  2. Samadhi: Konzentration oder geistige Sammlung ist die Entwicklung eines fokussierten, unerschütterlichen Geistes durch Meditation. Samadhi ermöglicht es uns, den Geist zu beruhigen und zu stabilisieren, was zu tieferen Einsichten in die Natur der Realität führt. Die Praxis umfasst richtiges Bemühen, richtige Achtsamkeit und richtige Vertiefung, die zusammenarbeiten, um den Geist zu sammeln und auf einen Punkt oder ein Objekt zu konzentrieren.
  3. Prajna: Weisheit oder Einsicht ist das tiefe Verständnis der wahren Natur der Realität. Es beinhaltet das Erkennen der Drei Daseinsmerkmale: Unbeständigkeit (Anicca), Leid (Dukkha) und Nicht-Selbst (Anatta). Die Entwicklung von Prajna führt zur Überwindung von Unwissenheit und letztendlich zur Erleuchtung. Die Praxis der Weisheit beginnt mit dem richtigen Verstehen und richtigen Denken, die ein tiefes Verständnis der Ursachen des Leidens und den Weg zu dessen Beendigung fördern.

Diese drei Schulungen bilden zusammen den Pfad, der zur Befreiung von Leiden und zur Erleuchtung führt. Sie sind in der Lehre des edlen achtfachen Pfades integriert, der als praktischer Leitfaden für die Entwicklung von Ethik, Konzentration und Weisheit dient.“

Darf man fasziniert sein von diesen technischen Möglichkeiten, soll einem unheimlich zu Mute werden? Diese Entwicklungen lassen sich nicht aufhalten.

Die eigene ‚Schulung‘ in Ethik, Konzentration und Weisheit kann durch eine noch so perfekte KI nicht ersetzt werden. Und wahrscheinlich braucht es, je perfekter die Technik wird, umso mehr eine gute und tiefgreifende Schulung auf allen drei Ebenen, um in unserer Zeit geistige Unabhängigkeit und seelische Stabilität zu bewahren.

Eines der Grundlagenwerke des älteren Buddhismus, der „Visuddhi-Magga“, orientiert sich ganz an der Gliederung in die drei Schulungen, die schon in den Lehrreden des Buddha angelegt ist. In der deutschen Übersetzung von Nyanatiloka ist „Der Weg zur Reinheit“ ein Buch von fast 1000 Seiten. Seine drei Teile sind Sittlichkeit, Sammlung, Wissen.

Auch im tibetischen Buddhismus (Vajrayana) sind diese Drei von zentraler Bedeutung, wenngleich bei den Methoden der Meditation zum Teil andere Akzente gesetzt werden. Im Felde der Ethik bzw. der Sittlichkeit stimmen älterer Buddhismus und Vajrayana jedoch ganz überein.

‚Schulung‘ ist im Buddhismus, ob nun Theravada oder Mahayana, niemals etwas, das dem Leben gegenübersteht. Wir machen nicht eine Schulung, um etwas zu ‚können‘; und nach Feierabend ‚leben‘ wir endlich. Die drei Schulungen umfassen letztlich die Gestaltung und Orientierung des ganzen Lebens. Es sind die Formen, sein Leben gut und auf das Gute hin zu leben, und kein Pensum, das man absolviert.

Wir sind gespannt, welchen ‚Schulweg‘ wir mit Khenchen Könchog Gyaltsen Rinpoche vom 17.5. – 20.5. gemeinsam gehen werden.

Rolf Blume