Ein kurzer Bericht vom Aufenthalt der 10 Mönche aus dem Kloster Phyang in Aachen
Mit einer gewissen Regelmäßigkeit von ca. viereinhalb Jahren haben wir die Freude, eine Gruppe von Mönchen oder Nonnen im Zentrum zu Gast zu haben, die eine Tournee durch Europa unternimmt. Und doch ist es immer wieder etwas Neues. Dieses Mal: 10 Mönche und ein Begleiter aus dem Kloster Phyang in Ladakh.
Im Allgemeinen sind die Bewohner Ladakhs von Ihrem Naturell her etwas zurückhaltender aber sehr zuvorkommend. Diesen Charakter konnte man auch bei den Mönchen beobachten, doch hatten die meisten nach Besuchen in verschiedenen europäischen Ländern und sicher auch durch den Umgang mit Touristen in ihrer Heimat, schnell eine angenehme Offenheit.
Nach der nächtlichen Ankunft im Zentrum war für die Mönche am Samstagmorgen zunächst etwas Zeit, um sich an die neue Umgebung zu gewöhnen. Um die Mahlzeiten des Wochenendes kümmerte sich Lhakpa, eine Tibeterin, die die Nonnen auf der Europatournee 2004 begleitete und mittlerweile in Deutschland lebt. Sie konnte dabei auf die Hilfe der Mönche bauen, die gerne mit anpacken, wo immer es notwendig ist.
Wir hatten die Mönche gebeten, am Nachmittag Gebete für Personen in schwierigen Lebenslagen, Kranke und verstorbene zu sprechen. Eine ganze Reihe von Personen hatte uns im Vorfeld schon Namen zukommen lassen, für die gebetet werden soll. So rezitierten und sangen die Mönche zwei Stunden lang sehr konzentriert und hingebungsvoll, um das Wohl aller zu fördern.
Der Sonntag stand ganz im Zeichen der Aufführung in der Aula Carolina und der Aufnahmen des WDR für einen Bericht in der Lokalzeit Aachen. Da es das Wetter zuließ, nutzten wir um die Mittagszeit herum die Gelegenheit für einen Ausflug zum Dreiländereck. Es war ein besonderes Erlebnis für die Mönche, wenn man sich in drei Ländern gleichzeitig befinden kann und vom Aussichtsturm aus den Blick nach Belgien, Deutschland und die Niederlande richten kann. Das Kamerateam des WDR begleitete uns dabei auf Schritt und Tritt.
Auch die Vorbereitungen der Aufführung wurden genau dokumentiert, wobei es galt, in der Aula Carolina eine Atmosphäre zu schaffen, die der Aufführung einen angemessenen Rahmen gibt. Die Mönche hatten nach 20 Auftritten eine gewisse Routine und Gelassenheit. Für die vielen Helfer von unserer Seite war es doch etwas aufregender.
Die Aufführung beinhaltete Tänze, die zuvor in Aachen noch nicht zu sehen waren. Höhenpunkt war sicher die Praxis des Chöd, die durch das Spielen von Trommel und Glocke sowie den Gesang die Zuhörer tief berührt.
In den folgenden beiden Tagen konnten die Mönche unter Anleitung des erfahrenen älteren Mönches eine kleine Stupa für den Altar des Zentrums füllen, die wir nur kurze Zeit zuvor erhalten hatten. Ferner führten sie mit großem Einsatz Meditationen und Gebete für die Entwicklung des Zentrums und die Genesung von Drubpön Champa aus. Als kleines Dankeschön luden wir sie in die Carolus Thermen ein, dessen Besuch sie sichtlich genossen haben.
Zu zweit begleiteten wir die Mönche dann nach Krefeld, wo in der Stadtkirche St. Dionysius auf Einladung des Arbeitskreises östliche Religionen im Bistum Aachen und der City-Seelsorge der katholischen Kirche Krefeld eine weitere Aufführung stattfand.
Der sakrale Aufführungsort gab den Tänzen, Gebeten und Meditationen eine ganz andere Wirkung als es in anderen Sälen der Fall ist. Eine neue Erfahrung für alle Beteiligten. Allerdings gab es bei einer kleinen Gruppe von Gemeindemitgliedern Bedenken im Zusammenhang mit der Ausübung von Ritualen durch buddhistische Mönche in einer Kirche. Es besteht hier sicher Aufklärungs- und Diskussionsbedarf, der für ein interreligiöses Verständnis sehr nützlich sein kann.
In den nur vier Tagen, in denen die Mönche bei uns waren, ist soviel passiert, dass man das Gefühl hat, sie wären zwei Wochen da gewesen. Ich denke, dass es für alle Seiten ein schöner und erfahrungsreicher Besuch war, bei dem auch noch ein netter Bericht des WDR entstanden ist. Die Herzlichkeit der Mönche lädt ein, sie auch in ihrem Heimatkloster zu besuchen und die Himalaya-Region Ladakh und ihre Bevölkerung kennenzulernen.
Wir sind allen sehr dankbar, die diese gute Zeit ermöglicht haben, insbesondere Ani Sabine aus dem Drikung-Zentrum Dharmakirti, die die Tournee in Deutschland organisiert hat, Ulrike aus dem Zentrum Ngaden Chöling, die als Begleiterin immer mit angefasst hat, wo es was zu tun gab, Lhakpa und Corinna, die sich um das Wohl der Mönche gekümmert haben und allen Helferinnen und Helfern aus Aachen und Umgebung, die zum Gelingen der Aufführung beigetragen haben.
Christian Licht
Aus Rundbrief 1/2009