Den Pfad des Buddha gehen

Die Zufluchtnahme als grundlegende Übung des Vajrayana

Buddha ShakyamuniDer Buddha hat zahlreiche Methoden gelehrt, um Befreiung aus Samsara, dem Kreislauf des Leidens, zu erlangen und schließlich die Qualitäten der Buddhaschaft zu verwirklichen. Diese Lehren wurden in den verschiedenen Traditionen zusammengefasst und in aufeinander aufbauenden Übungen zusammengestellt, sodass sich die Qualitäten nach und nach entfalten können und Hindernisse überwunden werden.

Der stufenweise Weg
Der Daseinskreislauf ist von Unzulänglichkeiten und Leiden gekennzeichnet, die durch Unwissenheit verursacht werden. „Der tiefgründige fünfteilige Pfad zur Verwirklichung der Mahamudra (tib. Ngaden)“ ist ein stufenweiser Weg, auf dem man sich kontinuierlich der Erkenntnis der Natur des Geistes nähert. Dieser tiefgründige Pfad sowie die sechs Yogas von Naropa sind die Essenz der Lehren, mit deren Hilfe es möglich ist, das Gefangensein im Kreislauf des Leidens zu überwinden und die Buddhaschaft zu verwirklichen.

Wenn wir einem stufenweisen Weg folgen wollen, sollten wir auf einer Stufe anfangen, die unseren Kenntnissen und Fähigkeiten entspricht. Nachdem man sich mit einigen Grundlagen der buddhistischen Lehren und verschiedenen Meditationen vertraut gemacht hat, kann man Zuflucht nehmen, um dem Pfad des Buddha zu folgen. Die Zufluchtnahme ist die Basis, um die Methoden aus Sutras und Tantras anzuwenden und die Übertragungen des Vajrayana zu erhalten. Wir richten den Geist auf den Pfad zur Buddhaschaft aus, wobei wir uns auf die Objekte der Zuflucht stützen.

Die Praxis der Zufluchtnahme als Basis
Im Zusammenhang mit weiterführenden Übungen des Vajrayana gibt es eine besondere Praxis der Zufluchtnahme als erste der vorbereitenden Übungen (tib. Ngöndro). Dadurch vertiefen wir unsere Motivation, die Befreiung aus den Leiden des Samsara zu erlangen und die Qualitäten unseres Geistes zum Nutzen und Wohl der Wesen zu entwickeln. Daher ist die Zufluchtnahme die wichtigste der vorbereitenden Übungen.

Durch die vorbereitenden Übungen des fünfteiligen Pfades entwickeln sich Neuorientierung, Reinigung und Kraft, die für die Verwirklichung der Maha­mudra nötig sind. Diese vorbereitenden Übungen sind sehr tiefgründig. Sie bilden das Fundament jeder tantrischen Praxis. Einige sehr bedeutende Yogis und Yoginis haben allein durch die vorbereitenden Übungen Verwirklichung erlangt. Denkt also nicht, es sei eine niedrige Übung!

Der Einstieg in die Praxis
Um sich mit den Methoden der buddhistischen Lehren vertraut zu machen, ist es hilfreich, an Veranstaltungen teilzunehmen, in denen Erklärungen zur Praxis und entsprechende Übertragungen gegeben werden. So gewinnen die Praktizierenden eine Übersicht über die Struktur der Lehren und Methoden und verstehen, wie sie auf den Stufen und Pfaden angewendet werden. Diese Ausrichtung ist wie ein Wegweiser für die persönliche Praxis. Wenn wir Hindernissen begegnen, sollten wir uns immer wieder auf die Grundlagen besinnen.

Neben Erklärungen und Ratschlägen zur Durchführung der Praxis befassen wir uns in unseren Seminaren und Praxistreffen mit verschiedenen Aspekten der Lehre. Im Zusammenhang mit der Zufluchtnahme führen wir nicht nur die praktischen Übungen durch, sondern lernen auch mehr über die Objekte der Zuflucht – Buddha, Dharma und Sangha sowie Guru, Deva und Dakini. So können wir ihre Bedeutung im Zusammenhang mit den verschiedenen Methoden kennenlernen. Indem unser Verständnis der Lehren und Methoden durch Studium und Praxis anwächst, entwickeln wir Hingabe und Vertrauen, um unseren Weg fortzusetzen und zu vertiefen, bis wir tatsächlich Verwirklichungen erlangen. So greift alles immer wieder ineinander.

Regelmäßiger Kurs
In diesem Herbst besprechen wir jeweils dienstagabends verschiedene Aspekte der Zufluchtnahme und führen die Übungen gemeinsam aus.

Für die Durchführung der Praxis verwenden wir einen kurzen Text, der in „Der Strahlende Glanz des Segens – Kurze Vorbereitende Übungen der unvergleichlichen Drikung Kagyü Linie“ enthalten ist. Dieser Text ist auch Teil des Meditationsband 2.

Tändsin T. Karuna