Ethisches Verhalten im Buddhismus

Die drei Gruppen der Selbstverpflichtungen in den Lehren des Buddha

Zusammenstellung von Tändsin T. Karuna

Im Zusammenhang mit unseren Praxis- und Studiengruppen finden im Herbst drei Seminare (Sonntagvormittags) statt, in denen wir die drei Gruppen der Selbstverpflichtungen (Gelübde der persönlichen Befreiung, Bodhisattva-Gelübde und Vajrayana-Samayas) anhand kurzer Erklärungen besprechen. Dazu gehören auch Ratschläge zur praktischen Anwendung in Bezug auf das Nehmen, Einhalten, Reinigen oder Wiederherstellen.

Wenn man den Inhalt oder den Sinn der vom vollkommenen Buddha,
dem Erhabenen, gelehrten Lehren als Praxis zusammenfasst,
dann sind dies die drei (Gruppen der) Selbstverpflichtungen.

Die drei Gruppen der Gelübde oder Selbstverpflichtungen wurden schon in früheren Rundbriefen in Artikeln und kurze Erklärungen vorgestellt und auf unsere Internetseiten gestellt (siehe Links am Ende des Artikels).

Im Zusammenhang mit den Gelübden wurden im Drikung Kagyü Verlag einige Texte veröffentlicht, die wir im Zentrum verwenden und die man unter der Vielzahl an Veröffentlichungen vielleicht nicht so leicht findet. Die Kommentare enthalten ausführlichere Erklärungen zu einzelnen Punkten. Sie werden in diesem Artikel kurz vorgestellt.

In dem folgenden Gebet werden ebenfalls einige Aspekte zu diesem Thema angesprochen, zu denen Khenchen Rinpoche Unterweisungen gegeben hat:

Die Gegebenheit vom Bejahten und Verneinten
von Khenchen Könchog Gyaltsen Rinpoche

... Euch vom Glück Begünstigten,
die sich unermüdlich dem Dharma zuwenden,
und deren Pforte der Vernunft weit geöffnet ist,
möchte ich in dieser Form Anleitungen über das geben,
was auf der natürlichen Grundlage von Ursache und Wirkung
zu unterlassen und umzusetzen ist.

… Die so gelehrte Sphäre dessen, was anzunehmen und abzulehnen ist,
ist die Wurzel der Lebenskraft der drei Dharma-Räder des Muni,
des vollendeten Buddha – sie ist das Herz aller Sutras und Tantras.

Die Grenzlinie zwischen zu Unterlassendem und Umzusetzendem ist es,
was Samsara und Nirvana klar trennt.
Sie ist die höchste Methode, um Negativitäten und Fehler zu beseitigen.
Sie ist die Leiter zu den höheren Bereichen und zur Befreiung.

Diese Lehre des Beschützers Shakyamuni –
Ist sie nicht wunderbar, erstaunlich, großartig?
Euch, die ihr das Glück besitzt, den Dharma zu praktizieren,
bitte ich, setzt ihre Bedeutung gleichfalls entschlossen in die Praxis um!

Auf diese Art seid ihr Vernunftbegabten großartige Wesen,
die die Lehre halten,
die wirklich großartigen Führenden der Wesen,
die Nachfolger des Löwen des Shakya. (Buddha Shakyamuni) …

 

Die Verse sind vollständig zu finden unter: https://drikung.de/die-gegebenheit-vom-bejahten-und-verneinten/

 

Artikel im Internet:

Freude am Heilsamen
Das Aufnehmen, Einhalten und Reinigen der drei Selbstverpflichtungen (drei Arten von Gelübden):
https://drikung-aachen.de/freude-am-heilsamen/
und
https://drikung.de/freude-am-heilsamen-die-verschiedenen-geluebde/

Das Aufnehmen von Gelübden
https://drikung-aachen.de/das-aufnehmen-von-geluebden/


Erklärung einiger Begriffe (aus dem Glossar)
Da diese Begriffe immer wieder auftauchen, haben wir sie hier noch einmal zusammengestellt:

Vinaya: (skr.): die Richtlinien der ethischen Disziplin für buddhistische Praktizierende, insbesondere für Mönche und Nonnen. Der Korb der Disziplin (skr. Vinaya-Pitaka) ist der erste der drei Körbe der Lehre (skr. Tripitaka) und ist im ersten Drehen des Rades der Lehren enthalten.

Pratimoksha: (skr.): die Gelübde der persönlichen Befreiung entspre­chen den verschiedenen Stufen und Arten der Ordination. Diese Regeln schützen vor der Ausübung unheilsamer Handlungen und sind eine grundlegende Methode der Befreiung. Es handelt sich um verschiedene ethische Bindungen oder einzuhaltende Regeln, die das körperliche, sprachliche und geistige Verhalten so kontrollieren sollen, dass es – gestützt auf die Motivation, sich aus allen Leiden des Daseinskreislaufes zu befreien – der Erlangung der persönlichen (skr. Prati) Befreiung (skr. Moksha) dienlich ist.

Pratimoksha-Gelübde: die Gelübde zur individuellen Befreiung. Hierbei handelt es sich um verschiedene ethische Bindungen oder einzuhaltende Regeln, die das körperliche, sprachliche und geistige Verhalten so kontrollieren sollen, dass es – gestützt auf die Motivation, sich aus allen Leiden des Daseinskreislaufes zu befreien – der Erlangung der individuellen (prati) Befreiung (moksha) dienlich ist. Die sieben Disziplinen der individuellen Befreiung sind: (1) Laienanhänger (Upasaka), (2) Laienanhängerin (Upasika), (3) Novize (Shramanera), (4) Novizin (Shramanerika), (5) Nonnenkandidatin (Siksamana), (6) Mönche (Bhikshu), (7) Nonne (Bhikshuni).

Posatha: (skr., tib. Sojong): ein Ritual zur Reinigung und Festigung der klösterlichen Gelübde. Dies wird im Allgemeinen an den Voll- und Neumondtagen in buddhistischen Klöstern durchgeführt.

Bodhisattva-Gelübde: Diese beinhalten das Versprechen eines Anfängers auf dem Wege zum Bodhisattva, die Erleuchtung zum Wohle aller Wesen zu erreichen, um alle Wesen dadurch zur Befreiung führen zu können. Sie gehören zur Entwicklung des Erleuchtungsgeistes (skr. Bodhicitta) und werden im Mahayana von Ordinierten und Laienanhängern abgelegt. Man legt die 18 Haupt- und 46 Nebengelübde vor einem spirituellen Lehrer ab, der einer ungebrochenen Übertragungslinie angehört.

Samaya: (skr., tib. Damtsig): wörtlich: ‚Band‘ oder ‚Verbindung‘; ein Versprechen (Gelöbnis) zwischen Schüler und Lehrer in Bezug auf die Lehren der Vajrayana-Praxis. Diese Verbindung entsteht durch die Ermächtigungen (skr. Abhisheka) des Vajrayana und wird durch das Einhalten entsprechender Regeln aufrechterhalten.


Buddhistische Feste und Feiertage

Auszug: Besondere (Praxis-)Tage des Mondkalenders

Posatha (jeweils am 14./15 (Vollmond) und 29./30. (Neumond) des Monats)

Etwa alle zwei Wochen ist Voll- oder Neumond, der Tag, an dem in den Klöstern Bekenntnisrituale zur Reinigung von Gelübden (skr. Posatha, tib. Sojong; „so“ anhäufen und „jong“ bereinigen) ausgeführt werden.

Zur Bekenntnispraxis nach dem ‚Zweiten Buddha’ aus Oddiyana heißt es:

Um alles Positive vollständig wiederherzustellen,
um alle Negativität zu beseitigen,
um Tugend anzuhäufen (so) und schädliche Handlungen zu bereinigen (jong),
hat der Tathagata die Sojong-Praxis gelehrt.

An den Posatha-Tagen wird das Einhalten der acht Mahayana-Gelübde (für einen Tag) […] empfohlen. […] Die Praktizierenden können an diesen Tagen (in einem Kloster oder Zentrum) zusammenkommen, um Gaben darzubringen, die Gelübde (für einen Tag) zu nehmen bzw. ihre Gelübde zu erneuern und gemeinsame Übungen und Rituale zur Reinigung von Übertretungen durchzuführen. Mehr über buddhistische Feste und Feiertage unter https://drikung.de/buddhistische-feste-und-feiertage/


Texte und Erklärungen (im Mandala-Shop erhältlich)

Mahayana Sojong – Ritual der Erneuerung und Reinigung
Um die Mahayana-Gelübde zu nehmen oder ein Ritual zur Reinigung dieser Gelübde durchzuführen, wurde der folgende Text in Absprache mit Drubpön Kunsang herausgegeben. Die Gelübde umfassen die (acht) Regeln, wie sie auch im Fastenritual des 1.000-armigen Avalokiteshvara angewendet werden. In den buddhistischen Traditionen ist es verbreitet, diese Gelübde an Voll- und Neumondtagen sowie an besonderen Festtagen zu nehmen bzw. zu reinigen. Neben anderen Texten ist dies ein grundlegender Text, der in den tibetischen Traditionen häufig angewendet wird.

16 Seiten, 1. Auflage 2018, Art. Nr. 007-021

 

Allgemeines Bekenntnis
Dieser Text ist im Sammelband 3 ‘Gebete aus Sutras und Tantras’ enthalten.

16 Seiten, 2. Auflage, Art. Nr. (einzeln, A5-Broschüre) 004-011

 

Sutra der drei edlen Anhäufungen
Bekenntnis vor den 35 Buddhas

Dieser Text ist im Sammelband 3 ‘Gebete aus Sutras und Tantras’ enthalten.

24 Seiten, 2. Auflage. Art. Nr. (einzeln, A5-Broschüre) 004-010

 

Die Reinigung von negativem Karma und Verfehlungen
Meditation und Mantra-Rezitation des Vajrasattva

Dieser Text ist im Sammelband 1 ‘Kurze Meditationen zur regelmäßigen Übung’ enthalten.

16 Seiten, 3. Auflage, 2009, Art. Nr. (einzeln, A5-Broschüre) 011-030

 

Brahmajala-Sutra
Der Geist-Grund der Bodhisattvas – Die Bodhisattva-Gelübde von Buddha Vairocana

Das Brahmajala ist ein Sutra des Mahayana. Es zählt u.a. die 10 Bodhisattva-Gelübde sowie die 48 kleineren Vorschriften auf, die man auf dem Pfad beachten sollte und die die ethische Grundlage des Mahayana bilden.

Der vorliegende Text entspricht dem zweiten Teil des zehnten Kapitels des viel längeren Originaltexts in Sanskrit, der aus einundsechzig Kapiteln besteht und in der tibetischen Übersetzung noch erhalten ist. Die (engl.) Übersetzung stützt sich auf den chinesischen Text von Kumarajiva aus dem 5. Jh.

28 Seiten, 1. Auflage 2021, Artikelnummer: 007-030

 

Die Bodhisattva-Gelübde
Das ausführende Bodhicitta zur Entwicklung des Erleuchtungsgeistes –
Kurze Erklärungen zu den Haupt- und Nebenregeln nach den Lehren des tibetischen Buddhismus

44 Seiten, 1. Auflage 2021, Art. Nr. 007-121

 

14 Wurzel-Samayas
Die vierzehn Wurzel-Verfehlungen des Geheimen Mantra

Dieser Text ist im Sammelband 1 ‘Kurze Meditationen zur regelmäßigen Übung’ enthalten.

12 Seiten, 3. Auflage 2009, Art. Nr. (einzeln, A5-Broschüre) 007-040

 

Upasaka – Die Hinwendung zum Heilsamen
nach Versen von Acarya Arya Punya Shri

Ein kurzer Kommentar (mchan ‘grel) zur „Disziplin der Laien (Upasaka) in acht Versen“ mit Anmerkungen aus dem „Juwelenornament der Befreiung“ von sGam po pa.

Der unvergleichliche Drikungpa Jigten Sumgön […] sagte im Gongcig (I, 24): Die drei [Ebenen der] Disziplin [haben] den einen Punkt der Entsagung der zehn unheilsamen Handlungen [gemeinsam].

Übersetzung: Jan-Ulrich Sobisch, 28 Seiten, 1. Auflage, Art. Nr. 007-100

 

Die Sonne, die die Dunkelheit vertreibt
Wie man die drei Selbstverpflichtungen einhält

Autor: Raga Asya, Übersetzung: Jan-Ulrich Sobisch
32 Seiten, 1. Auflage, Art. Nr. 007-160

 

Die Essenz der Lehren

Die Essenz der Lehren des großen Drikungpa Kyobpa Jigten Sumgön – Die Vajra-Äußerungen Jigten Sumgöns zu den drei Selbstverpflichtungen der drei Fahrzeuge in seiner ‘Einen Intention’ (Gong Chig), Einleitung und Übersetzung von Jan-Ulrich Sobisch    44 Seiten, 1. Auflage, Art. Nr. 007-161

 

Die Gelübde der Drei Fahrzeuge
Wie man sich in den Gelübden der buddhistischen Praxis übt

Die Kommentare von Jigten Sumgön (1143-1217) und Phagmodrupa (1110-1170) erschließen die Gelübde der buddhistischen Praxis. Sie ordnen Verfehlungen ein und dienen als Wegweiser zu ernsthafter Übung und Befreiung durch die drei Fahrzeuge.

Übersetzung ins Deutsche im Rahmen des Vikramalashila Übersetzungsprojekts, Edition Garchen Stiftung, München 2019
144 Seiten, Broschur, Art. Nr. 500-208

 

Seminare zu den Selbstverpflichtungen (jeweils 10-13 Uhr)