Die Meditation und Mantra-Rezitation von Vajrasattva ist eine wirksame Methode des Vajrayana, um die durch Geistesgifte und negative Handlungen verursachten Verschleierungen des Geistes zu beseitigen, denn diese hindern uns daran, die ursprünglich reine Natur unseres Geistes zu erkennen.
Es wird gesagt, dass es nicht möglich ist, Verwirklichungen zu erlangen, ohne die Verschleierungen zu beseitigen und Heilsames anzusammeln. Umgekehrt ist es hilfreich, sich während der Vajrasattva-Praxis an die allen Wesen innewohnende Buddha-Natur zu erinnern. Dadurch fällt es uns leichter, unsere Geistesgifte aufzugeben und uns nicht mehr so stark mit unseren negativen Aspekten zu identifizieren. Die Praxis gewinnt an Kraft, wenn wir uns auch immer wieder auf die Qualitäten konzentrieren, die wir ja ebenso besitzen.
In Silbererz ist Silber, in Sesamsamen ist Sesamöl
und in Milch ist Butter bereits vorhanden.
Ebenso, wie es möglich ist,
Silber aus Silbererz, Öl aus Sesam und Butter aus Milch zu gewinnen,
so liegt in allen Lebewesen die Möglichkeit,
vollkommenes Erwachen zu verwirklichen.
Obwohl die uns innewohnende Buddha-Natur bereits mit allen Qualitäten ausgestattet ist, bleiben sie uns verborgen. Daher verbinden wir uns durch das Meditationsobjekt immer wieder neu mit diesen Qualitäten, bis sie sich in einem durch kontinuierliche Praxis geöffneten Raum entfalten können. Indem wir die Meditation nach den entsprechenden Unterweisungen ausführen und weiterentwickeln, können wir alle geistigen Verdunkelungen, Befleckungen und alles negative Karma vollständig reinigen. Auch, wenn es nicht alles sofort perfekt ist: mit jedem Schritt, jedem positiven Gedanken, jeder positiven Handlung, jedem Mantra wird der Geist klarer!
Um die Praxis von Vajrasattva auszuüben, erhält man zuerst die im Vajrayana notwendigen Übertragungen. Dadurch erhalten wir den Segen von Vajrasattva und in uns wird der Same für die Verwirklichung der Qualitäten des Geistes gelegt. Außerdem braucht man Erklärungen zur Praxis, um diese richtig durchzuführen. Es ist wichtig, immer wieder entsprechende Unterweisungen zu erhalten, sodass wir uns mit den verschiedenen Aspekten der Praxis vertraut machen können.
Die Vajrasattva-Praxis kann als kurze Meditation zur täglichen Praxis oder zu besonderen Anlässen ausgeführt werden. Sehr häufig wird das Reinigungs-Mantra auch in Verbindung mit anderen Übungen, z.B. zur Vorbereitung oder zum Abschluss anderer Übungen oder zur Reinigung von Gelübden rezitiert. In den Unterweisungen im Zusammenhang mit dem tiefgründigen fünfteiligen Pfad (tib. Ngaden) zur Verwirklichung der Mahamudra werden Erklärungen zur Praxis des Vajrasattva auf der Ebene der vorbereitenden Übungen (tib. Ngöndro) gegeben. Dies ist eine wichtige Grundlage für alle fortgeschrittenen Übungen.
Die Vajrasattva-Praxis ist aber auch für Anfänger geeignet, da die Visualisierung nicht so umfangreich ist und man sich zunächst in seinem gewöhnlichen Körper vorstellt, während sich Vajrasattva über einem befindet. Allerdings braucht man etwas Geduld, das lange Mantra auswendig zu lernen. Die 100 Silben des Mantra sind die Essenz aller Mantras. Hat man es einmal gelernt, fallen einem andere Mantras nicht mehr schwer.
Um die Praxis von Vajrasattva zu vervollständigen, sollen wir jede heilsame Handlung ausüben und sie nicht vernachlässigen oder für geringhalten, auch wenn sie noch so klein erscheint. So hat der Buddha erklärt:
Es kommt ein Tropfen zum anderen,
und schließlich entsteht daraus ein ganzer Ozean.
Ebenso sollen wir in Bezug auf unsere heilsamen Handlungen denken. Andererseits sollen wir auch die unheilsamen Handlungen betrachten und nicht annehmen, dass diese harmlos sind, sondern bedenken, dass ein einziger Funke einen großen Haufen Gras in Brand setzen kann – selbst, wenn dieser so groß wie der Berg Meru ist. Am Anfang soll man daher seine Aufmerksamkeit auf seine Handlungen und sein Karma lenken. Mit der Zeit nimmt das negative Karma immer weiter ab und die Qualität der Praxis nimmt immer mehr zu.
Der Text zur Praxis
Zur Durchführung der Praxis verwenden wir den Praxistext „Die Reinigung von negativem Karma und Verfehlungen – Meditation und Mantra-Rezitation des Vajrasattva (tib. Dorje Sempa)“. Der Text kann einzeln (im Format A5 oder im tibetischen Format) erhalten werden. Er ist außerdem im Meditationsband 1 (Kurze Meditationen zur regelmäßigen Übung) enthalten.
Es ist der gleiche Text, der auch zu den vorbereitenden Übungen (tib. Ngöndro) verwendet wird. Diese sind auch im Meditationsband 2 (Der tiefgründige fünfteilige Pfad zur Verwirklichung von Mahamudra) enthalten.
Veranstaltungen zur Vajrasattva-Praxis
In diesem Jahr bieten wir mehrere Möglichkeiten zur Praxis von Vajrasattva an (siehe Veranstaltungsteil):
- *Fr. 11.04. bis Di. 15.04.2025 Vajrasattva-Retreat zur Reinigung von negativem Karma: 5-Tage-Seminar mit Drubpön Kunsang: Einweihung, Unterweisungen und Praxis .
- Ab dem 06.05. jeweils dienstags, 19:30 – 21:00 Uhr: Im Anschluss an das Retreat werden wir verschiedene Aspekte der Vajrasattva-Meditation im Rahmen der regelmäßigen Veranstaltungen zu Meditationen des tibetischen Buddhismus besprechen und gemeinsam ausführen.
- *Vom 28.05. bis 01.06. findet ein Vajrasattva-Retreat im Zusammenhang mit der Praxis der vorbereitenden Übungen (tib. Ngöndro) zur Vertiefung der Praxis statt.
- *Vom 27.12. bis 31.12. bieten wir ein Vajrasattva-Retreat am Jahresende an. Dies bezieht die Reinigung der verschiedenen Stufen von Gelübden ein.
[* Diese Retreats finden auch im Rahmen des Dharmadhara-Programms (Shirim – Modul 3) statt.]
Möge die Vajrasattva-Praxis für viele von großem Nutzen sein!
Mögen alle Verschleierungen beseitigt werden und
mögen wir die reine Natur des Geistes erkennen.
Zusammenstellung: Tändsin T. Karuna (Ani Elke Tobias)